2016-01-01

Jänner 2016

2016-01-01 Wir hatten schon die verschiedensten Silvesterabende, aber der gestrige war trotzdem was besonderes. Angefangen hat alles noch ganz normal, wir haben uns mit anderen Seglern zu einem Potluck getroffen, uns gut unterhalten, ein wenig gefeiert, … Es hat dabei immer mal wieder kurz und heftig geregnet – aber das ist in der 'Rainy Saison' nun mal so. Gegen 10 Uhr sind wir dann aber trotzdem zurück zum Boot und wie wir gleich feststellen mußten, gerade zur rechten Zeit. Wie aus dem Nichts hat nämlich der Wind plötzlich angefangen zu blasen, erst stark, dann noch stärker und zum Schluß nur noch beängstigend. Gehen an Deck wird zu einem echten Problem, jeder Regentropfen fühlt sich an wie ein Nadelstich. Die Böen haben unsere YabYum auf die Seite gedrückt, wie uns das auf hoher See noch nicht oft passiert ist – und da wir nicht damit gerechnet haben, das Boot also nicht seeklar war, ist alles in der Gegend rumgeflogen.
Und wie üblich in solch einer Situation, frei nach dem Motto 'Schlimmer geht immer!' ging Hannes mit der Optimist auf Drift – der Mooring war gebrochen. Hannes war zum Glück an Bord und hat das Boot vom Riff weghalten können, gar nicht einfach mit den Resten eines Moorings am Bug. Um ihm zu helfen bin ich mit dem Dinghy rüber und habe ihm geholfen 2 Anker auszubringen. Damit war das erste Problem des Abends vorerst behoben.
Als nächstes hat sich ein altes und ungenutztes Rettungsboot, das schon seit Ewigkeiten bei uns in der Bucht rumgammelt, losgerissen und ist gegen die Quixotic getrieben. Da ist dieser Mooring auch gebrochen und Yacht und Rettungsboot sind im Päckchen aufs Riff getrieben. Zum Glück war gerade Hochwasser und es gab vorerst keine Grundberührung und der Rest vom Mooring hat sich im Riff verkeilt, die Boote sind also Über dem Riff stehen geblieben. Hannes, Benny und ich sind rüber um zu sehen, was wir machen können - die Eigner, Ed & Nila sind gerade in den USA, das ist natürlich in so einer Situation ganz schlecht. So steht man also nachts, in fast völliger Dunkelheit auf einem fremden Schiff und weiß einfach nicht, wo gibt es Leinen, wo ist der zweite Anker, wo finde ich einen passenden Schäkel, …. Klingt alles nicht so schlimm, ist in so einer Situation aber alles ganz furchtbar wichtig. Zuerst mußten wir das Rettungsboot loswerden, damit sich die beiden Schiffe nicht gegenseitig zerbröseln. Das ging aber erst nicht, der Propeller des Rettungsboots hat sich in einer Mooringleine verheddert und war nicht mit Gewalt und guten Worten auf die Seite zu bewegen. Nach vielen fruchtlosen Versuchen, ist die eingeklemmte Mooringleine gebrochen – und hat damit das Problem für uns gelöst. Dadurch ist die Quixotic, ein Katamaran, nur noch auf einer Seite festgemacht gewesen und ist daher zur Seite geschwungen wie ein eleganter Stierkämpfer, wenn der Bulle auf ihn zustürzt. Wir haben das Rettungsboot noch schnell mit einem kleinen Anker am Riff geparkt, es sollte ja nicht noch irgendwem reintreiben. Als nächstes mußte ich ins Wasser um die abgerissene Mooringleine wieder zu verlängern – Nachtschwimmen bei Sturm und sich dabei mit Wellen und dicken Tauen rumschlagen – definitiv nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Danach hing das Boot aber wieder an zwei Leinen und, nachdem es am Heck tief genug war und wir uns daher keine Sorgen um das Ruder und den Saildrive machten, haben wir das Boot erstmal dort gelassen. Wir wußten, daß es dort im Laufe der Nacht trocken fallen würde, aber was anderes ging einfach nicht, der Wind war einfach zu stark und wir kannten das Boot zu wenig um etwas sinnvolleres zu machen.
Kaum zurück an der YabYum hat uns Andrea gleich weiter geschickt zur Tartaruga, auch dort war der Mooring gebrochen.Jo und Silvia waren zum Glück an Bord, trotzdem sind sie in das Boot hinter ihnen reingerutscht. Dabei ist auch einiges zu Bruch gegangen, auf der Tartaruga hauptsächlich die See- und die Fußreling, beim anderen Schiff war der Bugsprit und der Bugbeschlag etwas eingedrückt. Wir, Hannes und Benny waren wieder dabei, haben zwei Anker mit dem Dinghy ausgebracht um die beiden verhakten Schiffe wieder voneinander trennen zu können. Das klingt jetzt schon wieder so einfach, eben mal zwei Anker mit dem Dinghy ausgebracht. Bei Nacht, Welle und 50 Knoten Wind mit Tauen, Ketten und Anker zu hantieren ist einfach nur Schwerstarbeit. Danach die Leinen gegen den Wind dicht holen um die Schiffe zu trennen ist auch kein Honigschlecken. Am Ende waren wir alle ziemlich geschlaucht, aber wir haben die Boote getrennt und dann sauber wieder in ein Päckchen gelegt – nachdem auf der Tatraruga (noch ein Katamaran) ein Motor gerade zu Servicezwecken zerlegt ist, war es die bessere Lösung mit dem Verholen bis zum nächsten Tag zu warten.
Der Riffmarker nach seiner nächtlichen Begegnung mit unserer YabYum
Dann endlich wieder zurück zu unserem Schiff – aber auch da ist inzwischen der Mooring gebrochen! Andrea hat unser Boot aber zum Glück von allen Riffen freihalten können – nur eine alte Riffmarkierung war irgendwie im Weg und die haben wir dann ein bisschen platt gemacht. Das sind die Momente wo man einfach nur froh ist, ein massives Metallschiff zu haben. Zum liegen gekommen sind wir auch erst als sich unsere Mooringteile an irgendwelchen Riffteilen verhakt haben. Da standen wir also, aber da standen wir nicht gut! Viel zu nahe am Riff, eine kleine Winddrehung hätte gereicht und wir wären am Riff gestanden. Also haben wir auch noch in der Nacht den Mooring gewechselt und pünktlich als wir damit fertig waren hat auch der Wind nachgelassen. Sind irgendwann nach 3 Uhr Morgens ins Bett gefallen, an Ausschlafen am nächsten Morgen war aber leider nicht zu denken – wir hatten Arbeit ohne Ende!
Quixotic am nächsten Morgen - hoch und trocken
Zuerst haben wir beim nächsten Hochwasser die Quixotic wieder vom Riff geholt. In der Früh ist sie noch schön aufgebockt dagestanden – hoch und trocken sagen die Segler zu so etwas -  und wir haben uns gleich an die Arbeit gemacht. Zuerst wurde ein Verholanker ausgebracht, damit das Schiff bei einlaufender Flut nicht auf flachere Riffteile auswandert. Als nächstes mußten die Propeller von monatelangem Bewuchs befreit werden – sonst funktioniert da nämlich nichts. Beim Starten der Motoren hatten wir auch ein kleines Problem – einer der beiden wollte einfach nicht, alles tot. In so einem Fall hilft es sehr, wenn man ein wenig von Elektrik versteht und ein umgestecktes Kabel später hatten wir 2 Maschinen laufen. Inzwischen hat uns die Flut auch genügend Wasser beschert und wir konnten einfach wieder vom Riff runter fahren.
Dann haben wir die Tartaruga verlegt – war auch nicht ganz einfach. Wir mußten nämlich zuerst alle Anker die wir in der letzten Nacht aufwendig ausgebracht haben wieder einsammeln und die haben sich bei dem Wind wunderbar tief in den Schlamm eingegraben – Hannes ging sogar tauchen um 2 Anker wieder auszubuddeln. Der dritte Anker hat sich dafür im Restmooring verfangen, das habe dann wieder ich im Wasser entwirrt. Am Ende hatten wir wieder alles an Bord und konnten die Tartaruga, mit ein wenig Schlepphilfe von einem starken Dinghy, wieder an einen Mooring bringen.
Dann das gleiche nochmal mit der Optimist, wieder zwei Anker ganz tief im Schlamm. Am Ende haben wir sie mit der Schotwinsch raufgekurbelt, weil es die Ankerwinsch nicht mehr geschafft hat.
Nachdem uns der Wetterbericht aber für Morgen schon wieder die Möglichkeit eines Sturms vorhersagt, war unser Tag damit noch immer nicht am Ende. Abends haben wir noch unsere Segel abgeschlagen um am  Schiff im Falle eines Sturms weniger Windangriffsfläche zu haben.
Hoffentlich zieht der blöde Sturm woanders hin – mir tut jeder Muskel weh, ich habe einen Sonnenbrand vom feinsten und ich könnte jetzt problemlos 3 Tage schlafen.

Im trüben Wasser nach dem Sturm
2016-01-04 Die letzten 3 Tage haben wir fast am Stück gearbeitet. Erst haben wir die gebrochenen Moorings die im Fahrwasser rumgehangen sind, geborgen – erstens damit sie keine Gefahr für fahrende Boote werden und zweitens um zu sehen was genau in jener Nacht eigentlich passiert ist. Wir haben festgestellt, daß in jedem der 4 Fälle die 3 Mooringpins einfach aus dem Seegrund gezogen worden sind. Das hätten wir alle nicht für möglich gehalten, so ein Helix Mooring hat normalerweise eine unglaubliche Haltekraft. An genau so einem Mooring hat die Strawaig, ein nicht ganz kleiner Trimaran, vor 3 Jahren 90 Knoten abgewettert ohne daß irgendetwas passiert ist und gegen 90 Knoten sind die 60 Knoten aus der Silvesternacht plötzlich gar nicht so viel. Wir haben alle restlichen 16 Mooringe abgetaucht um zu sehen wie die den Sturm überstanden haben, aber die waren zum Glück ohne größeren Schaden. Ein paar Pins hat es umgedrückt und noch einen einzelnen ganz rausgezogen. Den einen haben wir inzwischen wieder neu gesetzt, aber das Mysterium ist irgendwie nicht ganz gelöst – warum hat ausgerechnet unsere YabYum ihren Mooring rausgezogen? Wir sind so ziemlich das kleinste Schiff am Ankerplatz, unsere Windangriffsfläche ist also recht überschaubar und auch beim Gewicht sind wir sicher nicht bei den schwersten dabei. Schon komisch!
Jedenfalls hat sich gezeigt, daß unsere Moorings bei weitem nicht so stark sind, wie wir alle gedacht haben. Die Helix Pins müssen verlängert und die Scheiben vergrößert werden. Unser Schweißer hat uns heute aus 2 der alten Helix Pins einen neuen geschweißt. Statt 1,8 Meter ist dieser jetzt stattliche 3 Meter lang und auch die Scheibe ist jetzt doppelt so groß wie vorher. Morgen werden wir mal probieren ob wir dieses Monstrum noch tauchend und per Hand reingeschraubt bekommen.
Es waren recht anstrengende Tage seit Silvester, am 1, 2 und 3 haben wir quasi von in der Früh bis zum Abend durchgearbeitet um das ganze Chaos vom Sturm wieder halbwegs zu beseitigen. Am Abend waren wir immer komplett ausgelaugt, müde und alles tat einem weh. Aber irgendwie waren die letzten Tage auch ein positives Erlebnis, die meisten Segler hier haben super zusammengearbeitet, es war schön zu sehen wie plötzlich alle an einem Strang ziehen. Da wird nicht ewig diskutiert oder rumgestritten, jeder der schon etwas länger auf einem Boot lebt, weiß was zu tun ist und alle packen mit an. Daher nochmals vielen Dank an alle Helfer der letzten Tage – nach dem Motto: wenn schon im Schlamassel, dann wenigstens mit den richtigen Leuten! Benny, Hannes, Jo & Silvia, Jeff & Jose, Phillipe, ihr seid gemeint!
Belohnt wird man für die ganze Schufterei übrigens auch mit einem unglaublichen Hochgefühl, das sich einstellt, wenn man nach vielen Stunden Arbeit ein Boot wieder vom Riff runtergebracht hat und es im tiefen Wasser schwimmt.
Der neue Sturm (Ula) ist zum Glück südlich von Fiji vorbeigezogen und tobt jetzt irgendwo auf hoher See herum. Gerade jetzt in SavuSavu noch einen echten Cyclone hinterher hätte es aber auch wirklich nicht gebraucht.

Alter Mooring in Vordergrund und neuer Prototype dahinter
2015-01-05 Gestern hatten wir ein Meeting der Segler um das Problem mit den Moorings zu besprechen. Die bestehenden sind offensichtlich nicht stark genug, also war der logische Plan, die Helix Anker länger zu machen und auch die Scheibendurchmesser zu vergrößern. Der lokale Schweißer hat uns noch am selben Tag einen Prototypen aus 2 alten Moorings zusammengebaut – statt 1,8 Meter ist der jetzt 3 Meter lang und auch die Scheibe hat jetzt mit 45cm Durchmesser mehr als die doppelte Fläche als bisher.
Bigger is better!
Diesen Prototypen haben wir heute früh reingeschraubt – und gleich daneben einen der alten, kurzen Helix. Der nächste Schritt ist jetzt, daß wir probieren die beiden Moorings ganz bewusst mit einem starken Motorboot wieder rauszureißen, um zu sehen wie viel Kraft dafür notwendig ist und wie sich der neue Typ im Vergleich zum alten bewährt.
Als Powerboat hat sich Alastair  mit seiner Contraband zur Verfügung gestellt – ein Motorboot mit fast 200 PS und einem riesigen Propeller. Der hat erst vor ein paar Tagen ein gestrandetes Boot vom Riff gezogen und sollte auch für unseren Mooringtest stark genug sein.
Und das war er auch! Den kleineren Helix hat er ganz locker mit 500 RPM rausgerissen, für den extra langen hat er wenigstens 950 RPM gebraucht. Naja, so richtig überzeugt sind wir jetzt immer noch nicht, ich glaube das Ding muß noch stärker sein.

2016-01-10 Das Ding ist jetzt stärker – 3,7 Meter lang, 3 Scheiben, eine mit 30cm und zwei mit 50cm Durchmesser, wiegt geschätzte 40 bis 50 Kilo, einfach nur riesig! Bis jetzt haben wir 3 davon rein gesetzt und es ist jedes mal sehr mühsame Arbeit. Mit den kleinen Helix Anker haben wir bei einem Tauchgang, zu zweit, immer 3 Anker auf einmal geschafft - jetzt brauchen wir 2 Tauchgänge um einen der neuen langen Helix in den Schlamm zu schrauben.
Und nocheinmal Größer!
Eine fast 4 Meter lange Eisenstange unter Wasser zu bändigen und punktgenau an die richtige Stelle zu setzen ist schon nicht ganz einfach. Auf der Höhe wo man den Hebesack kontrollieren kann, sieht man den Grund nicht und wenn man weiter runter geht wo man den den Grund sieht, ist der Hebesack leider außer Reichweite – wie man es macht ist es verkehrt.
Die eigentliche Knochenarbeit ist dann aber das eindrehen. Wir verwenden dazu ein etwa 4 Meter langes Rohr, das wir oben durch das Auge des Helix Ankers stecken, und dann schwimmt man im Kreis bis der Anker ganz drinnen ist. Schwimmen ist eigentlich das falsche Wort, man schwimmt zum Rohr hin und stößt es dann kurz und kräftig von sich weg. Dabei bugsiert man sich erstmals selber wieder ein gutes Stück zurück, aber auch der Anker dreht sich ein winziges Stückchen rein und wir beginnen wieder von vorne. Das Ganze ist körperlich sehr anstrengend und geistig äußerst langweilig.
Jetzt könnte man sich denken: 'Langweilig, wie kann es unter Wasser langweilig sein! Dann soll er sich halt ein paar Fische und Krebse anschauen!'. Ist leider nicht! Ich habe noch nicht erwähnt, daß in dem Moment wo man einen Anker in den Schlamm schraubt, die Sicht üblicherweise von 'sehr schlecht' bis 'nicht vorhanden' variiert. Heute habe ich die halbe Zeit noch nicht mal meine Hände gesehen, geschweige denn meinen Tauchpartner.
OK, genug gejammert! Es ist sehr viel Arbeit, aber wenigstens haben wir die Hoffnung, daß diese Moorings beim nächsten Sturm halten.

3 Kommentare:

  1. Wow !
    Toller Bericht ! Danke !
    Eine Idee vielleicht : Wenn man an der Kette zusätzlich noch einen Anker anbringt, könnte das vielleicht als "Fallback" Lösung funktionieren.
    Helix bricht aus.. aber der Anker gräbt sich dafür ein..

    Habt Ihr eigenlich einen schnellen Internetzugang ?
    Eine Idee für weitere Ideen wäre nämlich mal die Patentdatebanken zu durchwühlen : http://www.epo.org/searching/free/espacenet.html
    oder depatis..
    (Wenn nicht, versuche ich mich mal.. ich habe sowas mal früher beruflich gemacht)
    Übrigens bei solchen Suchen ist es hilfreich, auch mal versuchen mit anderen begriffe zu arbeiten. Mir fallen auf die Schnelle aber keine ein. Bin leider kein Segler. (Noch nicht.. ihr fixt mich dauernd an. )
    Google hat mir übrigens auch ein interessantes Bild gezeigt :
    http://www.threeharbors.com/graphics/mushroomsingle.jpg
    Scheint ein "Einfahr-Only" Anker zu sein..

    lg Jan

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  2. sy sternchen bin froh das euch nichts passiert ist georg und manuela echtler

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  3. SY Sternchen - bin froh dass Euch nichts passiert ist !
    Manuela und Georg Echtler

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