2013-10-02

Oktober 2013

2013-10-01 Sind Heute in Savu Savu angekommen, das ist eine Ortschaft an der Südküste von Vanua Levu in Fiji.
Die Überfahrt war ganz ok, am ersten Tag sind wir von Lautoka aus der Nordküste von Viti Levu folgend langsam nach Osten gefahren. Langsam unter anderem deswegen, weil wir 15 bis 20 Knoten Wind genau ins Gesicht bekommen haben und genau gegen Wind und Welle zu motoren mag unser Schiff nicht so gerne. Da wird sie immer wieder von den Wellen gestoppt und dementsprechend langsam ging es zeitweise dahin. Zum Glück sind wir schon um 6 Uhr Früh los und haben es so gerade noch bei Tageslicht bis zu unserem ersten Ankerplatz geschafft. Schade eigentlich, der Ankerplatz bei Nananu-I-Take war sehr schön gelegen, umgeben von 3 Inseln mit Palmen, Sandstränden und klarem Wasser hätte er sich mindestens ein paar Tage verdient, aber das müssen wir nächstes Mal nachholen, den dieses Mal hatten wir keine Zeit, weil unsere Visas für Fiji am auslaufen sind.
Der zweite Tag von Nananu-I-Take nach Nambouwalu war dann schon besser, aber es war den ganzen Tag über am Wind segeln mit dem 2 Reff angesagt. Für die Nichtsegler – „am Wind“ heißt man segelt schräg gegen den Wind - das ist nicht so schnell, dafür steht das Boot die ganze Zeit schief, der Bug taucht immer wieder in die entgegenkommenden Wellen und man bekommt dadurch alle paar Sekunden eine Salzwasserdusche übers Deck – und 2. Reff heißt der Wind war so stark, daß wir einen Teil des Segels weggebunden und das Segel damit kleiner gemacht haben. Man könnte es also auch mit dem schönen Wort „ungemütlich“ recht gut beschreiben - trotzdem, immer noch besser als mit dem Motor fahren.
Route von Lautoka nach SavuSavuIn Nambouwalu haben wir dann einen Ami getroffen, der uns ein paar Horrorgeschichten von unserer nächsten Etappe erzählt hat. Sehr raue See für die ersten paar Meilen bis zum Kap, riesige stehende Wellen im Nasonisoni Kanal und eine Starkwindwarnung vom fijianischen Wetterdienst waren so die prominenten Eckpunkte. Wir sind deswegen dann am nächsten Tag mit dem ersten Licht gestartet - um halb 6 – weil der Wind in der Nacht oft schwächer wird und damit die paar Meilen bis zum Kap einfacher. War aber gar kein Problem, im Vergleich mit den 20 Knoten gegenan vom ersten Tag war das kaum der Rede wert. Die 20 Meilen zum Nasonisoni Kanal waren dann einfach nur schönes Halbwindsegeln (=Wind von der Seite), der Kanal selber war friedlich, wie man ihn sich nur wünschen kann und das letzte Stück nach Savu Savu war dann auch ganz einfaches Segeln.

Savu Savu ist ein sehr nettes Dorf, das fast alles bietet, was der Segler so braucht. 2-3 Supermärkte, einen Gemüsemarkt, ein paar Werkstätten und Hardware-Stores, eine Tankstelle, Internet, Behörden zum Ein- und Ausklarieren, kleine Buden wo man für wenig Geld viel zu Essen bekommt, ….. und das ganze in einem Dorf das man in 10 Minuten durchwandern kann. Nachdem Savu Savu auch einen sehr guten Ankerplatz mit mehreren Cyclon-Moorings hat, trifft man hier auch immer eine größere Anzahl Segler und so stolpert man immer wieder mal über alte Bekannte. Im Unterschied zu der Region um Nadi in Viti Levu gibt es hier noch recht wenig Tourismus und das wirkt sich immer positiv auf die Freundlichkeit der Leute aus. Wir waren letztes Jahr schon einmal hier als wir von Tonga gekommen sind und haben uns direkt wohl gefühlt.
Fischerinnen in Savu SavuAls Besonderheit hat Savu Savu auch noch heiße Quellen zu bieten. Die gibt es in Vanua Levu öfter, hier sind sie aber direkt am Strand. Dadurch entstehen kleinere und größere Pools die – mehr oder weniger abgekühlt – von den Einheimischen zu unterschiedlichsten Zwecken verwendet werden. Da sieht man dann bei Ebbe – wenn der Strand zu dampfen beginnt – die einen, die ihre Kinder baden, die nächsten lassen ihr Mittagessen köcheln, waschen ihre Wäsche oder enthaaren frisch geschlachtete Schweine.

Fijianische Bürokratie
2013-10-02 Der Grund für unsere Reise nach Savu Savu ist übrigens die kommende Cyclon Saison. Hier gibt es sogenannte Cyclon Moorings und wir hoffen, daß wir noch einen bekommen. Wenn nicht, müssen wir zu Plan B wechseln und uns einen netten Fluß oder eine sehr gut geschützte Bucht suchen, worin wir uns bei aufziehendem Unwetter verstecken können.
Bevor wir uns aber darum kümmern können, müssen wir erst noch einen Ausflug nach Wallis und Futuna machen, um uns ein paar neue Stempel abzuholen und so der Verzollung des Schiffs in Fiji zu entgehen. Das Problem haben wir ja nicht alleine und so fahren jedes Jahr viele Boote nach W&F auf einen Stempel und dann gleich wieder zurück nach Fiji. Das sind hin und zurück so um die 500 Seemeilen und dann hat man auf einem Formular einen neuen Stempel und die Behörden sind wieder ein Jahr glücklich.
Man darf irgendwie nicht darüber nachdenken, was man für diverse Stempel in seinem Leben so alles machen muß, aber das hier kommt mir gerade wieder extrem sinnlos vor. 


Erkundungstour
2013-10-12 Das Wetter hat bei unserer Ankunft in Savu Savu nicht gepasst um direkt nach Futuna weiterzufahren. Also haben wir fast 200F$ (ca. 80€) für eine zweimonatige Verlängerung unseres Visas investiert und jetzt haben wir wieder etwas Zeit.
Ein Spruch sagt: “Geduldige Segler haben immer gutes Wetter“ - deswegen haben wir unsere Abreise noch etwas nach hinten verschoben und warten auf das richtige Wetterfenster. Zu viel, zu wenig oder Gegenwind wollen wir bei solchen Überfahrten nach Möglichkeit vermeiden. Man kann mit einem Segelboot zwar auch motoren, sich von großen Wellen verschaukeln lassen oder gegen den Wind aufkreuzen - aber das macht nur den wenigsten Leuten Spaß und wir gehören da eindeutig nicht dazu.
Inzwischen nutzen wir die Zeit um uns die sichersten Ankerplätze - sogenannte Cyclone Holes - in der Umgebung etwas genauer anzuschauen. Das sind meistens verwinkelte Buchten oder gerade noch schiffbare Flüsse in den Mangroven die es einem erlauben, ein Boot auch bei sehr viel Wind und hoher Welle noch halbwegs sicher zu verankern. Wir haben zwar einen sturmsicheren Mooring für die Saison in Savu Savu reserviert, aber es ist nie verkehrt ein paar Alternativen zu haben und solange das Wetter für unsere Futuna Fahrt nicht passt, haben wir auch genug Zeit.
Also haben wir uns eine Bucht bei Dakuniba angesehen und die schaut schon nicht schlecht aus. Eine Bucht in einer Bucht in einer Bucht, dazu jede Menge Mangroven und einen guten schlammigen Ankergrund auf etwa 10 Meter sind schon mal nicht schlecht. Der Wellenschutz könnte noch etwas besser sein und leider gibt es auch keinen Empfang für Telefon und Internet (wichtig für die Wettervorhersagen!), aber sonst könnte man dort schon einiges an Sturm aushalten.
Dann sind wir weiter nach Naquaiquai – eine lange und enge Bucht in der Nähe der Somosomo Straße. Es gefällt uns landschaftlich hier sehr gut, sturmtechnisch bin ich mir aber nicht so sicher. Der Ankergrund ist im geschütztesten Teil der Bucht nur 3 Meter tief – wenn da großer Schwell in die Bucht kommt, bricht der vielleicht in der Bucht und das ist vielleicht toll für die Wellenreiter aber für jeden Segler ein Albtraum.


Seekarte ohne Details
Der selbe Ankerplatz auf der GE-Seekarte2013-10-13 Die Navigation hier an der Südküste von Vanua Levu ist auch nicht ganz einfach. Einmal ist man sehr nahe an der Datumsgrenze und man muß höllisch aufpassen das man Ost und West Positionen nicht verwechselt. Das andere Problem sind unsere Seekarten (CM93), welche in der Region nur sehr wenig Details zeigen – unser Ankerplatz in Naquaiquai liegt zum Beispiel laut Karte eine halbe Meile von der Küste entfernt im Landesinneren. Generell gilt, je weiter man sich von den großen Schifffahrtsrouten und Häfen entfernt umso höher wird die Wahrscheinlichkeit, daß die Karten nicht stimmen. Auch viele der kleinen Riffe entlang der Küste sind oft falsch, gar nicht oder mit vielen Fragezeichen eingezeichnet und man muß immer aufpassen, daß man nichts übersieht. Das Beste für solche Gegenden sind meiner Meinung nach die Daten von Google Earth, da ist wenigstens alles dort wo es dann auch wirklich ist. GE2KAP ist ein tolles Freeware-Programm mit dem man diese Google Earth Bilder ganz einfach in KAP-Seekarten umwandeln kann und die wiederum kann man sehr schön mit OpenCPN verwenden. 


Hochwasser im Wald
2013-10-18 Sind inzwischen beim nächsten sturmsicheren Ankerplatz und zwar in Fawn Harbor. Gefällt uns bisher am besten von den bisherigen Ankerplätzen, in einer Ecke der Bucht hat man sehr guten Schutz gegen Wind und Welle aus allen Richtungen, Internet, Telefon, …. aber sonst gibt es hier gar nichts. Keine Ortschaft, keine Häuser, keine Straßen, nicht einmal ein kleines Fischerboot haben wir in den letzten 2 Tagen gesehen und die gibt es normalerweise wirklich überall. Naja, Übermorgen, oder so, wollen wir wieder in Richtung Savu Savu aufbrechen und dann hat uns die Zivilisation ja wieder.
In all den Ankerbuchten die wir uns hier anschauen, haben wir auch immer Ausflüge mit dem Kanu gemacht. Das ist ganz praktisch um im trüben Wasser mal die Gegend zu erkunden ohne das Risiko dann mit dem Schiff irgendwo im Schlamm zu stecken und auf die nächste Flut warten zu müssen. Bis jetzt in allen Buchten hatten wir auch kleine Flüsse und wenn man die bei Flut hochpaddelt dann ist man ratzfatz in einem versunkenen Wald. Direkt an der Bucht stehen fast nur Mangroven, wenn man aber etwas weiter schaut stehen dort alle Arten von Bäumen im Wasser. Als Besonderheit haben diese versunkenen Wälder dann auch noch eine große Population an Flughunden zu bieten. Tagsüber, wenn wir mit dem Kanu unterwegs sind, sehen wir sie in den Bäumen hängen, Abends schwärmen sie dann zu tausenden aus, was immer ein tolles Schauspiel ist.


Wasser, Reis, Zucker, Germ, Rosinen, Zitrone, Zimtstange und Gewürznelken2013-10-19 In der Seglergemeinde werden neue Ideen immer gerne aufgenommen. Einer fängt was Neues an, zwei andere machen es nach und wenn sich die Idee als brauchbar herausstellt, und immer mehr Segler herumprobieren, dann kann das in eine richtige Epidemie ausarten. Wir hatten schon das Joghurt-Fieber wo auf jedem Boot Joghurt gemacht wurde (hier in Fiji nicht notwendig – hier gibt es billiges Joghurt), diverse Brotrezept-Wellen und bei den verschiedenen Gemüse- und Fleischeinkoch Varianten habe ich definitiv den Überblick verloren. Zur Zeit sind wir jedenfalls in der Wein-Phase. Die Rezepte variieren ganz gewaltig und werden begierig getauscht. Die beliebtesten Geschmacksrichtungen sind momentan Reis-, Ingwer- und Ananaswein. Den Ananaswein haben wir noch nicht probiert, bei Reis und Ingwer können wir aber schon auf einige Liter Erfahrung zurückblicken. Es ist ein gutes Gefühl seinen Wein über eine Woche lang zu „hegen und zu pflegen“. 
Gärung in der Flasche
Das Gemisch aus Wasser, Reis, Zucker, Germ, Rosinen, Zitrone, Zimtstange und Gewürznelken muß immer wieder mal aufgeschüttelt werden, danach darf man keinesfalls vergessen den Stoppel wieder ein wenig aufzudrehen, da einem der Wein sonst um die Ohren fliegen würde. Dann muß man beim Segeln immer ein Auge auf ihn haben, damit bei Schräglage nichts ausrinnt. Täglich wird das Blubbern kontrolliert und wenn der Wein zu blubbern aufhört, lassen wir ihn durch einen Kaffeefilter und der nun fast klare Wein kommt in den Kühli. Wie man den Alkoholgehalt von unserem Schiffswein feststellen kann, wissen wir noch nicht, wäre aber sicher interessant. Auf jeden Fall ist unser Bierkonsum drastisch gesunken, was gut ist, so können wir Geld sparen, die Weinzutaten sind relativ billig und ergiebig!



2013-10-21 Sind seit gestern wieder in Savu Savu. Die Rückfahrt war etwas schaukelig, aber sonst ganz ok – zumindest bis kurz vor der Ankunft. Als wir da nämlich unseren Motor starten wollten, ging der zwar sofort an, dann aber auch gleich wieder aus! Das Schauglas hat uns auch gleich den Schuldigen gezeigt – Luft im Diesel! Das ist wohl passiert, weil wir den Diesel bei uns ganz an Steuerbord (rechts) ansaugen, wir aber den ganzen Tag mit viel Schräglage nach Backbord gefahren sind. Dann rinnt der Diesel natürlich ins falsche Eck und die Ansaugleitung fällt trocken und füllt sich mit Luft. Na zum Glück haben wir das Entlüften unserer Treibstoffanlage schon öfters geübt und so hatten wir den Motor innerhalb von 5 Minuten wieder am Laufen, aber vor unserer Fahrt nach Futuna werden wir wohl besser nochmals 100 Liter Diesel nachtanken, damit das nicht so schnell wieder passiert. Die bessere Lösung wäre natürlich ein Tagestank (kleiner Zwischentank, der über dem Motorniveau liegt) – und den haben wir heute früh geplant, das wird unser Projekt für die Cyclon Saison, die wir ja hier in Savu Savu verbringen.
 
 
 

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