2013-11-06

November 2013

2013-11-06 Wir warten immer noch auf das 'richtige' Wetter – frei nach dem alten Spruch: „Der geduldige Segler hat immer guten Wind“. Naja, so haben wir auch das Diwali Fest in Savu Savu mitbekommen, das Lichterfest der Hindus. Lichterfest klingt jetzt furchtbar romantisch, nach Kerzenlicht in den Fenstern und Lampions in den Bäumen. Naja, was wir so gesehen haben, war eher eine Mischung Weihnahtsbeleuchtung und Silvester – alles blinkt in allen Regenbogenfarben und dazu gab es ein bisschen Feuerwerk. Irgendwie haben wir uns ein Lichterfest beschaulicher vorgestellt, aber wie steht es schon im Gesetzbuch des Lebens: “Du sollst dich nicht täuschen!“
Tagestank 
Wenigstens haben wir die Zeit bisher genutzt und ein paar Projekte weitergebracht. So haben wir z.B. seit ein paar Tagen einen funktionierenden Tagestank. Die Schweißabrbeiten selber haben wir in einer lokalen Schlosserei machen lassen – war mit 115€ inklusive Material vom Preis her ganz ok. Den Rest haben wir wieder selber gebastelt. Eines der Probleme dabei war, daß es in Savu Savu nirgends 8mm Benzinleitung zu kaufen gab und so haben wir einen kurzen Einkaufstrip nach Lambasa gemacht. Lambasa ist die größte Stadt hier auf Vanua Levu, liegt auf der Nordseite der Insel und der 'kurze Trip' ist dann doch 2,5 Stunden für eine Strecke. Mit Zubringerbus, Verspätungen und allem üblichen drum und dran waren wir jedenfalls von 7 Uhr in der Früh bis 5 Uhr am Abend unterwegs um 3 Meter Benzinschlauch zu bekommen.
Das neue System haben wir eingebaut, da wir bei etwas mehr Schräglage und halbvollem Tank immer wieder Luft angesaugt haben – was der Dieselmotor ja bekanntlich nicht so gerne mag. Jetzt sitzt der schlanke 25 Liter Tagestank höher als der Motor und der Diesel muß nicht aus dem Haupttank gesaugt werden, sondern kann einfach zum Motor runterlaufen. Mit einem Sensor aus dem KFZ Bereich messen wir den Füllstand und eine kleine Elektronik hält den Tank immer ¾ voll. Jetzt sollten unsere Luft-im-Diesel-Probleme eigentlich der Vergangenheit angehören. Auch beim Ausfall der elektrischen Dieselpumpe können wir uns jetzt leichter helfen - wir haben dem Tagestank nämlich auch einen Tankstutzen spendiert und so sollte das System jetzt viel betriebssicherer sein.


Savu Savu - Futuna und zurück
2013-11-16 Endlich unterwegs! Jetzt haben wir eineinhalb Monate auf das passende Wetter für unsere Fahrt nach Futuna gewartet, aber es stand immer nur Ostwind auf der meteorologischen Speisekarte – kein guter Wind für diese Strecke. Normalerweise wartet man bis die Bedingungen für eine solche Überfahrt passen, aber beim neuzeitlichen Segler stimmt das nur bedingt. Öfter als einem lieb ist fährt man inzwischen los um irgendwelchen Zollgesetzen zu entgehen und die kümmern sich überhaupt nicht darum, wie das Wetter so ist oder ob die Cyclon Saison im Anmarsch ist. Nach guter alter Behördensitte bekommt man da Auskünfte nach dem Schema: „Wenn das Boot nicht bis zum xx außer Landes ist, wird es verzollt!“ Verzollen hier in Fiji bedeutet übrigens 32% Zoll + 15% Steuer – also schlappe 47% vom Bootswert – das zahlt natürlich keiner freiwillig und so fährt man dann halt auch bei weniger guten Bedingungen raus, bei denen man sonst schön brav am Ankerplatz bleiben würde.
Angeblich frisst der Teufel in der Not auch Fliegen – in der selben Not startet der Segler seinen Diesel und motort – in unserem Fall 2 Tage und 230 Seemeilen (ca. 425km) nach Futuna. Nachdenken darf man darüber nicht, so sinnlos ist die Aktion, aber das ist halt die Welt in der wir leben. In einem Zeitalter der globalen Erwärmung wo jeder probiert (oder probieren sollte) den CO2 Ausstoß zu minimieren, verblasen wir mal eben 150 Liter Diesel für ein paar Stempel im Pass und auf den Bootspapieren damit ein paar Beamte ihre Existenzberechtigung haben. Ich glaube unnötige Bürokratie ist eine der echten Geißeln der Menschheit.
Datumsgrenze
Eine der Besonderheiten auf der Strecke nach Futuna ist die Tatsache, daß man über die Ost-West-Grenze fährt, dass also aus Positionen mit östlicher Länge plötzlich Positionen mit westlicher Länge werden. In Zeiten von elektronischen Seekarten und GPS ist das alles kein echtes Problem, trotzdem steht man, wie schon am Äquator, am GPS und schaut zu wie aus dem kleinen E plötzlich ein kleines W wird. Im Prinzip ist/war ja die O/W Grenze auch die Datumsgrenze – nur hier im Südpazifik stimmt das nicht wirklich. Nachdem immer mehr Staaten politische und wirtschaftliche Gründe fanden die Datumsgrenze ein bisschen hierhin oder dahin zu schieben, schaut die Linie inzwischen aus wie eine Riesenschlange mit Bauchweh.

Delfine vor dem Bug2013-11-17 Die Reise selbst? Wenig Wind, wenig Welle, bisher keinen Fisch gefangen aber ein paar Delfine neben dem Boot gehabt, der Tagestank funktioniert problemlos, sehr schöne Nachtfahrt mit tollem Sonnenaufgang, der Diesel brummt, der Autopilot lenkt und wir liegen meist im Cockpit und lesen – in Großen und Ganzen also nichts Außergewöhnliches. Wenn man bedenkt, daß auf dieser Strecke erst vor ein paar Wochen 2 Boote völlig unerwartet einen 50 Knoten Sturm abwettern mussten, ist das aber was Positives, ist zwar kein tolles Segeln, aber dafür wird auch nichts kaputt.
2013-11-18 Die letzte Nacht war einfach nur schön, sternenklar, mondhell und da wir auch noch gerade genug Wind zum Segeln hatten, war der Diesel aus und alles was man hört ist das Wasser, das vom Boot geteilt wird und der Wind, der sich mit den Segeln spielt.
In der Früh um 8:00 waren wir in Futuna und die Behörden hier – hauptsächlich Franzosen - sind wirklich sehr freundlich und effizient. In einer halben Stunde waren wir ein- und wieder ausklariert und es hat noch nicht mal was gekostet.
Kirche in Futuna
Futuna selbst ist eine gebirgige und sehr grüne Insel, die Leute sind sehr freundlich, sprechen alle französisch, einige auch englisch. Die Preise im Supermarkt sind im Vergleich zu Fiji sehr teuer, aber da es hier auch europäisches Zeug gibt – das in Fiji nicht zu haben ist – haben wir trotzdem ein wenig eingekauft. Unter anderem 16 Kilo Katzenstreu für ein Boot in Savu Savu, wo es sowas einfach nicht gibt.
Was muß man sonst noch über Futuna wissen? Es gibt hier insgesamt 5000 Einwohner die sich auf 2 Königreiche verteilen (in Wallis gibt es dann noch ein drittes!). Pro Kopf haben die hier wahrscheinlich mehr Kirchen als in Rom – wenn auch die meisten nicht gerade von gutem Geschmack zeugen. In diesem Land haben die Missionare wieder ganze Arbeit geleistet.
Ankern vor Futuna
Noch was besonderes gibt es hier in Wallis & Futuna, besser gesagt, es gibt sie nicht – Handys! Das erste Mal auf unserer Reise sind wir in einem Land wo die Gesellschaft noch komplett ohne Mobiltelefon auskommt – und deswegen auch nicht unglücklich ist. Wer also einen Beweis braucht, daß der Mensch auch ohne Handy überleben kann oder einfach nur einen Urlaub lang sicher nicht gestört werden will, der braucht nur nach W&F zu kommen.
Schade, daß Futuna keinen gut geschützten Ankerplatz hat, sonst wären wir sicher ein paar Tage geblieben. Aber so ging es nach einer durchgeschaukelten Nacht vor Anker am nächsten Tag schon zurück.
2013-11-20 Der Rückweg nach Fiji ist wie eine ganz andere Reise – wir haben Wind und rauschen nur so mit 5 – 6 Knoten durch die Wellen. Letztere sind zu Begin recht ungemütlich, mit jeder Meile nach Süden werden die nautischen Schlaglöcher aber weniger und nach 24 Stunden, im Bereich der ersten Riffe von Fiji, hat sich das Meer wieder beruhigt und man ist nicht mehr ständig mit Festhalten und dem Verschütten von Getränken beschäftigt.
Da lebt der Blister noch
Der zweite Tag brachte dann das endgültige Aus für unseren Blister. Den haben wir in Tonga schon mal geflickt, dann in Lautoka von einem Segelmacher nochmals reparieren lassen und seither nie verwendet – der Wind hat nie wirklich gepasst. Diesmal hätte er gepasst, mit ca. 10-12 Knoten von schräg hinten, eigentlich perfekte Bedingungen. Naja, beim Setzen haben wir schon gesehen, daß der Segelmacher die Falte (die wir reingenäht haben) auch nicht glatt bekommen hat und nach ca. einer halben Stunde war es dann soweit und mit einem Geräusch, bei dem einem reflexartig die Geldbörse wehtut, hat es den Blister der Länge und der Breite nach durchgerissen, also ein etwa 25m Riss. Wir haben uns gedanklich darauf schon eingerichtet – 15 Jahre alt, das Material war schon etwas brüchiger als es hätte sein sollen, dazu die Falte die wir reingenäht haben – aber trotzdem ist es uns jetzt leid um unser schönes, buntes 'Gute-Laune-Segel'. Den Namen hat es übrigens daher, daß man es immer bei leichten Wind (also wenig Welle) aus einer achterlichen Richtung und bei gutem Wetter (also keine Squalls) verwendet – und das sind schon fast alle Zutaten die man für einen schönen Segeltag so braucht.
Etwa 25 Meilen vor Savu Savu war es dann mit segeln vorbei und wir musten die letzten paar Stunden bei einem beeindruckendem Wetterleuchten und ein wenig Regen wieder motoren.

Der Blister wird verarbeitet
 2013-11-22 Gestern haben wir die Behördenwege erledigt und ein wenig Schlaf nachgeholt. Heute haben wir dann angefangen aus dem Segelboot wieder ein Wohnboot zu machen, Segel zusammenlegen und wegräumen, alle festgebundenen Ausrüstungsteile kommen wieder an ihre normalen Plätze. Bei der Gelegenheit haben wir dann auch den kaputten Blister 'verarbeitet'. Das Segel selbst ist mit seinen 95m2 größer wie die meisten Wohnungen, also einfach riesig und daher haben wir die Aktion gleich an Land verlegt - die Wiese neben der Copra Shed Marina war ideal, trocken, eben und groß genug für unsere Zwecke. Die gerissenen Teile haben wir rausgeschnitten und weggeworfen, ebenso einen Großteil des verbleibenden roten Materials – wir haben nichts gegen Rot als Farbe, aber bei ein paar Reißversuchen haben wir festgestellt, daß der rote Stoff von der Sonne viel stärker beschädigt war als die anderen Farben. 
Die längste Zipfelmütze der WeltDie Socke (eigentlich heißt das Ding ja 'Bergeschlauch') heben wir auf alle Fälle auf, vielleicht stolpern wir ja mal über einen günstigen Blister und dann ist so eine Socke wieder Gold wert - und wenn nicht kann man das Ding immer noch als Zipfelmütze verwenden.
Übriggeblieben sind am Ende des Tages ein paar Schäkel und Leinen und natürlich jede Menge Spinnakertuch – da können wir uns ja in den nächsten Monaten noch was schönes draus nähen. Geplant haben wir schon mal ein paar neue Windfänger für die Luken, aber mit geschätzten 60m2 Stoff die uns über bleiben, könnte man immer noch eine kleine Wohnung auslegen – mal schauen, was uns da noch alles einfällt, aber ich habe so den Verdacht, in den nächsten Monaten werden wir wohl öfter die Nähmaschine auspacken. Flaggen machen wir aber sicher keine daraus - Andrea hat aus Spinnakertuch eine schöne, große Österreichflagge für den Panamakanal gemacht. Hat wirklich super ausgeschaut – leider war die Flagge dann aber bei etwas Wind so laut, daß sie nur noch nervig war und wir sie wieder abgebaut haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen