2013-12-14

Dezember 2013

Die Fahrräder werden flott gemacht
2013-12-14 Bei uns ist die große Putz- und Instandhaltungszeit angebrochen. Jetzt, wo wir unseren Futuna Trip hinter uns haben und uns in den nächsten Monaten wegen der Cyclon Saison und der Regenzeit nicht allzuviel bewegen werden, ist es an der Zeit wieder mal was am Boot zu tun.
Als erstes haben wir uns die Räder vorgenommen. Die waren seit Französisch Polynesien eingemottet und haben wieder ein wenig Zuneigung gebraucht. Bei der Frage „an Land oder am Boot“ haben wir uns für das Boot entschieden. Das ist zwar verdammt eng im Cockpit und man muß das Vorderrad ausbauen damit es überhaupt Platz hat, aber dafür kann man das Rad im Cockpit leicht mit 3-4 Leinen aufhängen und hat auch alle Werkzeuge schnell bei der Hand. Nach einem guten Jahr in der Heckkabine hatten die Räder aber zum Glück keine ernsten Probleme, nichts, das sich nicht mit etwas Öl, Bewegung und Geduld wieder richten hätte lassen. Jetzt sind wir wieder mobil und unsere 20 Minuten Wanderung von der Marina bis ins Dorf ist auf 5 Minuten auf dem Rad geschrumpft.


Dann haben wir noch unseren Winschen einen Weihnachtsputz angedeihen lassen. Auf unserer Fahrt nach Futuna haben wir bemerkt, daß eine der beiden Genuawinschen nicht so leicht geht wie sie eigentlich sollte und das ist meist das Zeichen, daß man sich das Teil etwas genauer ansehen sollte. Das Problem ist bei den Winschen fast immer nur das verharzte und versalzte Fett, das irgendwann einfach nicht mehr gut genug schmiert um die Achsen der Zahnräder im Inneren der Winsch leicht drehen zu lassen. Die Teile in so einer Winsch sind groß und robust und aus schönem Bronze gearbeitet und es würde wirklich viel Spaß machen, sie zu zerlegen und wieder zusammenzubauen – wenn nur das alte Fett nicht wäre. Aber das ist da und zwar überall und man putzt fast einen ganzen Vormittag bis man das klebrige Zeug aus so einer Winsch rausgeholt hat. 


Der Herd wird geputzt
Unser nächstes Putzprojekt war unser Petroleum Herd. Der ist eigentlich ein problemloses Ding und tut schon jahrelang seinen Job. Ab und zu – etwa einmal im Jahr – muß man sich die Brenner aber wieder mal genauer anschauen. Die Brenner sind eigentlich eine geniale Konstruktion, das Petroleum wird zuerst durch den heißen Brenner geleitet und dabei vorgewärmt, dann durch eine haarfeine Düse auf die Brennkappe gespritzt, wobei das Petroleum verdampft und das dabei entstehende Petroleumgas tritt dann seitlich durch die Löcher in der Brennkappe aus und verbrennt dort mit einer blauen Flamme, ähnlich einer Gasflamme. Es raucht nicht, es stinkt nicht und die Flamme ist wirklich heiß. Schade, daß es die alten Petroleum Herde nur mehr selten gibt, aber heute hat fast jedes Schiff einen Gasherd an Bord.
Alle Jahre wieder kommt also die Zeit, wo die Brenner wieder ein  Service brauchen, da werden Gewinde neu mit Teflon gedichtet, verstopfte Düsen geputzt, abgebrochene Putznadeln getauscht und generell alles wieder mal sauber gemacht. Am Ende schaut man dann üblicherweise selber aus wie ein Rauchfangkehrer, aber der Herd strahlt wieder wie neu. 


Der Aussenborder wird zerlegt
Zu guter Letzt haben wir auch noch unserem Yamaha Außenborder sein jährliches Service zukommen lassen und das ist wahrscheinlich eine gute Gelegenheit, mal was über Außenbordmotoren zu erzählen. Der Mensch baut seit über 100 Jahren Außenborder (Yamaha seit ungefähr 50 Jahren) und geschätzte 98% davon werden im Meer, also im Salzwasser betrieben. Wenn man jetzt denkt, 100 Jahre sind eine lange Zeit um über Korrosion im Salzwasser Erkenntnisse zu sammeln, hat man sich getäuscht. Wie läßt es sich sonst erklären, daß bei einem Gerät das für den Einsatz in einem hochkorrosiven Umfeld gedacht ist, die Hersteller fröhlich verschiedene Materialien mixen, und damit die Korrosion und den Zerfall praktisch miteinbauen. Da werden Edelstahl (bei den besseren) oder galvanisierte Schrauben direkt in Aluminiumgewinde gedreht, und das ist nicht die Ausnahme, das ist die Regel! Bei vielen Motoren bekommt man die Schrauben schon nach wenigen Monaten gar nicht mehr raus, so festgebacken sind die in der kurzen Zeit – was dann oft jede Reparatur unmöglich macht.
Unseren letzten Außenborder haben wir verschrottet, weil die Antriebswelle nur im unteren Bereich aus Edelstahl war, die oberen 10cm waren aus ganz normalen Eisen, das nach einigen Jahren so rostig war, daß es unbrauchbar wurde. Wieviel spart man, wenn man 10cm Antriebswelle nicht aus Edelstahl sondern aus normalem Stahl macht? Wahrscheinlich nur ein paar Cent! Aber der Motor hat eine eingebaute Fehlerquelle, denn der Rost ist unerbittlich. Das selbe Spiel mit den Zündkerzen – normaler Stahl! Und, ja, es gibt Zündkerzen aus Edelstahl, sie werden nur nicht verwendet!
Genug davon. Wir haben jedenfalls mal wieder das Getriebeöl gewechselt, die Drehaufhängung gereinigt und das Vergasergestänge geschmiert. Jetzt sollte hoffentlich wieder für ein Jahr Ruhe sein.


2013-12-20 Wir haben gerade richtig typisches Weihnachtswetter. Der Himmel ist eine Symphonie in grau, es regnet alle paar Minuten und wo man hinschaut ist es grün. Der einzige erkennbare unterschied hier in Fiji ist, daß wir statt 3°C etwa 30°C haben und unsere Weihnachtskekse in Bikini und Badehose backen.
Jetzt bin ich ja ein bekennender Weihnachtsmuffel, aber bei den Keksen mache ich dann doch eine Ausnahme. Heuer hat Andrea 6 verschiedene Kekse gezaubert Wenn der Regen so aufs Deck trommelt und es riecht dabei nach Kokosbusserln und Ausstechkeksen, das ist dann doch sehr gemütlich.
 


Eines der Probleme mit den Weihnachtskeksen war übrigens Schokolade aufzutreiben. Weder die originalen Fijianer noch die zugewanderten Inder scheinen viel Schokolade zu essen und so gibt es in den drei Supermärkten hier einfach keine und wenn man doch wo eine findet, ist sie natürlich sauteuer. Naja, für die Glasur der Kekse haben wir doch ein wenig gekauft, 225g für 8 €, das erinnert einen wieder mal, wie billig die meisten Lebensmittel bei uns in Österreich sind.


Die Seitenteile werden mit Gurten verstärkt
2013-12-22 Die Cyclon Saison hier im Südpazifik ist auch die 'Wet Season' und diesen zweiten Namen hat sie nicht von ungefähr erhalten. Alle paar Tage kommen tropische Regengüße mit unglaublichen Wassermassen runter. Jetzt haben wir seit Curacao zwar ein 'Dach', das wir über Cockpit und Salon spannen können, der dabei verwendete Sunbrella hat seine Wasserundurchlässigkeit aber auch schon lange verloren. Andrea hat zwar schon öfter  versucht, den Stoff wieder dicht zu bekommen (Imprägnierungen, Leim, ...), der Erfolg war aber nie wirklich befriedigend und immer nur von kurzer Dauer. Das Ergebnis ist, dass unser Cockpit bei starkem Regen sehr schnell alle Merkmale einer Tropfsteinhöhle aufweist und damit für viele Dinge unbrauchbar wird. Daher haben wir vor ein paar Wochen schon mal ein kleines Zwischendach aus LKW Plane gebastelt und nachdem sich das recht gut bewährt hat, nähen wir uns da jetzt ein paar Seitenteile dazu. Die Seitenteile sind nötig, da einem der Wind den Regen sonst wieder – diesmal von der Seite – ins Cockpit bläst. Wenn wir die Seitenteile haben, können wir bei Regen das große Dach ganz abbauen und das kleine sollte dann das Cockpit trocken halten. Zusätzlich können wir mit dem neuen Dach auch wieder Regenwasser sammeln, was uns wassertechnisch unabhängig macht und auch das Wasserholen per Kanister wird überflüssig.
Kleines Dach mit Seitenteilen
Das Nähen von LKW Plane ist immer wieder lustig – zumindest wenn man die richtige Nähmaschine hat. In unserem Fall ist das eine ca. 60 Jahre alte, generalüberholte Singer die wir für wenig Geld bei eBay ersteigert haben. Computer, Elektronik oder auch nur unterschiedliche Nähprogramme sind ihr fremd, sie kann nur geradeaus. Dafür hat sie einen kräftigen Motor und alle Teile sind aus massivem Metall (wiegt auch ca. 20 Kilo!), das sich nicht verbiegt und so arbeitet sie auch bei mehreren Schichten Plane, Sunbrella oder Segeltuch problemlos.
Wieviel man an Bord immer wieder nähen muß, haben wir am Beginn unserer Reise komplett unterschätzt und sind von Hamburg aus ganz ohne Nähmaschine los. In Trinidad haben wir uns dann unsere erste gekauft – ein Miniding mit Batterieantrieb für gerade mal 10 U$. Die hat natürlich nicht lange gehalten aber die Notwendigkeit einer Nähmaschine an Bord trotzdem bewiesen. Als nächstes hatten wir eine normale Maschine für den Hausgebrauch, aber die war einfach nicht für so starke Stoffe geeignet und bei wenigen Lagen Sunbrella haben sich die Plastikteile dann einfach verbogen, was ein vernünftiges Nähen unmöglich gemacht hat. Die Singer dagegen schafft 9 Lagen Sunbrella ohne mit der Wimper zu zucken und das braucht man öfter als einem lieb ist.
Die Seitenteile des kleinen Dachs waren jedenfalls recht flott genäht und jetzt warten wir auf den nächsten Regen um das Regensammeln zu testen.
Nachtrag – gerade war der Testregen da, hat geregnet wie verrückt. Das Regensammeln hat auch ganz gut funktioniert, aber ein paar Veränderungen an den Seitenteilen müssen wir noch machen, damit sie enger am Aufbau anliegen.


Angesagtes Weihnachtswetter
2013-12-24 Viele Leute haben zumindest eine grobe Ahnung, was Weihnachten auf sie zukommt. Bei uns ist das auch so, wir wissen schon mal, daß wir am Freitag viel Wind bekommen. Wie viel ist noch nicht so ganz klar, die Wettervorhersage pendelt so zwischen 25 und 60 Knoten, da sind sich die Wetterfrösche noch nicht ganz einig. Das Grib File (=Wettervorhersage als Computerdatei) zeigt jedenfalls viel weihnachtliches Rot, was in diesem Fall Windstärken von 50 Knoten oder mehr bedeutet, also alles andere als gemütlich oder besinnlich. Das Wetter ist aber noch 3 Tage weg, bis dahin kann sich noch einiges tun, der Sturm kann noch stärker oder schwächer werden und auch seine Zugbahn noch verändern und normalerweise kann man erst etwa 24 Stunden vorher mit einiger Sicherheit sagen was da wirklich kommt.
Da man sich auf einem Boot aber immer auf das ungünstigste Szenario einrichtet, haben wir heute schon mal angefangen, unsere Yab Yum sturmsicher zu machen. Dabei ist die Devise: „Alles muß weg, bevor es wegfliegt“ - so wird alle lose Ausrüstung nach Möglichkeit unter Deck verstaut. Auf einem kleinem Schiff wie dem unsrigen ist das gar nicht so einfach und wenn wir alles weggestaut haben, ist das Boot wirklich voll. Wenn das schlechte Wetter dann durch ist, beginnt dann das allseits beliebte „Wo ist?“ Spiel bis man nach ein paar Tagen alles wieder an seinen Platz hat.
Das große Dach haben wir jedenfalls schon weg, der Scheuerschutz für die Mooringleinen montiert und das Groß festgezurrt. Wenn wir mal ein paar windstille Minuten haben, werden wir die Genua auch noch reinräumen und dann warten wir auf den nächsten Wetterbericht. Wenn es dick kommt, müssen dann aber auch die Solarzellen weg und der Rotor vom Windgenerator, der Aussenborder, die SSB und die UKW Antenne, der Windanzeiger, .. die Liste ist noch lang, mal schauen was wirklich notwendig wird.
Heute Abend werden wir uns dann ein schönes Weihnachtssteak braten – die meisten anderen Segler hier gehen in ein Restaurant, aber die 45 F$ pro Menü und ohne Getränke sind so überzogen teuer, daß wir darauf verzichten werden.


Wie das Wetter dann tatsächlich wurde - vergleiche mit oberen Bild
2013-12-27 Das Sprichwort sagt:“Angekündigte Katastrophen finden nur selten statt.“ - und das beschreibt unsere Situation hier recht gut. Am 24. hatte der Wetterdienst noch einen Zyclon für unsere Gegend vorhergesagt. In der Vorhersage vom 25. war es dann in Fiji nur noch Starkwind und das Hauptsystem etwas nördlich von uns, laut der Info vom 26. sollte sich das System erst irgendwo zwischen Samoa und Tonga bilden und heute haben sie das schlechte Wetter ganz gestrichen. Das heißt, daß unsere ganzen Vorbereitungen vorerst umsonst waren, aber ich will mich sicher nicht beschweren – es gibt Schöneres als einen Sturm am Ankerplatz abzuwettern und so sind wir wenigstens für die nächsten möglichen Stürme schon halbwegs gerüstet.
Das richtige Vorhersagen des Wetters in einer Region wie dem Südpazifik scheint nicht ganz leicht zu sein, immer wieder haben wir Berichte von anderen Seglern gehört die plötzlich und völlig unerwartet in schlechtes Wetter gekommen sind. Diesmal ist scheinbar genau das Gegenteil passiert. Das Ganze verwundert umso mehr wenn man weiß, daß einige der größten Computer der Welt (zumindest die, die nicht der NSA gehören!) nur damit beschäftigt sind auszurechnen, wie das Wetter morgen wird. 


Kabel sortieren nach dem Brand
 2013-12-31 In den letzten Tagen war bei uns vom Weihnachtsfrieden nicht viel zu merken. Den Sturm haben sie zwar abgesagt, dafür hat es am 24. einen kleinen Kabelbrand im Motorraum einer deutschen Jacht gegeben. Da war dann der Notelektriker gefragt und wir haben es am selben Tag noch hingekriegt, daß das Schiff wieder Strom hatte, also Licht, Kühlschrank und Wasserpumpen funktionierten. Die nächsten 4 Tage habe ich zusammen mit Dieter gebastelt, um aus einem Haufen verkohlter Kabel, Ruß und Dreck wieder einen Motorraum mit funktionierender Elektrik zu machen. Ist immer wieder ein Wahnsinn wie viel Dreck so ein kleiner Brand schon machen kann. Der Arbeitsplatz war auch nicht gerade bequem, die alte Armel hat einen etwas zu kleinen Motorraum, als das man sich darin vernünftig bewegen könnte und so ist man am Ende das Tages dreckig und erschöpft. Die originale Verkabelung hat es auch nicht gerade leichter gemacht - statt Rohren haben die kiloweise Kabelbinder verwendet, nicht so gut.
Einfahrt zur Savu Savu Marina Irgendwann zwischendurch habe ich auch noch mit Hannes 2 neue Riffmarkierungen gesetzt. Die Einfahrt zur Savu Savu Marina ist eine ziemlich gefinkelte S-Kurve, die Seekarten stimmen natürlich auch nicht genau und bei dem 8 Meter breiten Katamaran von Hannes ist die Durchfahrt immer wieder spannend. Als Markierungen haben wir 6 Meter lange galvanisierte Installationsrohre verwendet, die wir in den Meeresboden geschlagen und mit Leinen abgespannt haben. Erst als wir fertig waren war uns so richtig bewusst, wie eng die Durchfahrt eigentlich ist. Das Ganze wäre normalerweise ein Job für die Marina gewesen und die haben auch versprochen, daß sie was machen – allein uns fehlte der Glaube daran. Diese Skepsis rührt daher, daß die Markierungen seit mindestens 3 Jahren fehlen, in denen genau nichts passiert ist. Aber so ist es halt hier in der Gegend - wenn was funktionieren soll, macht man es am besten selber. So ist die Marina auch zu ihrer warmen Dusche gekommen – ein Segler hat sie gebaut – und um die neuen Moorings hat sich auch ein Segler gekümmert. Kassieren tut aber schon die Marina selber!
Silvesterschweine
Heute wird aber nicht gearbeitet, heute ist Silvester! Am Abend kommen Hannes (Optimist) und Bertl (Odin) rüber und wir werden uns ein schönes Fondue machen. Andrea hat auch ein paar gebackene Schweine gemacht, schauen super aus. Nach dem Gelage werden wir vielleicht noch in die Copra Shed gehen und mit dem Rest der Seglergemeinde auf das neue Jahr anstoßen stilgerecht natürlich mit selbstgemachtem Ingwerwein. In diesem Sinne auch an euch schon mal ein gutes neues Jahr.
 
 

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