2014-01-06

Jänner 2014

Schaltplan mit der Qualität von Höhlenmalerei
Schaltplan mit der Qualität einer Höhlenmalerei
2014-01-05 Habe mich gerade wieder über die Firmen geärgert, die mit Yacht-Elektronik ihr Geld verdienen. Die verkaufen ihr Zeug mit den schönsten Versprechungen, was das Ding nicht alles kann, dass es selbstverständlich nie kaputtgehen wird, usw ..... Wenn aber mal was kaputt geht und man Hilfe in Form von Erfahrungswerten, Schaltplänen oder Service Manuals braucht, gibt es üblicherweise nur e-Mails die mit 'Leider' oder 'Unglücklicherweise' beginnen und die im Prinzip nur aussagen, daß sie einem nicht helfen wollen. Meistens kommt am Ende des Mails noch der tolle Zusatz, daß man das Gerät doch einschicken soll und sie kümmern sich darum. Das ist einfach nur lächerlich! Ein Batterieladegerät mit einem Paketdienst nach Europa oder Amerika und wieder zurück in dei Südsee schicken zu lassen, kostet mehr als das Ding wert ist! Also ist die versteckte Botschaft doch eigentlich: "Wirf es weg und kauf (bei uns) was Neues!" Ich hasse das!
Ein Inverter hat ProblemeEinerseits produzieren wir jeden Tag mehr Müll, die Ressourcen der Erde sind beschränkt, aber wenn man was reparieren will, werden einem Knüppel zwischen die Beine geworfen. Die Wegwerfgesellschaft in Vollendung. Und andererseits haben diese Firmen scheinbar keine Ahnung was es heißt, ein Gerät für teures Geld wegzuschicken und dann wochenlang (es hat auch schon Monate gedauert!) ohne dieses Ausrüstungsstück auskommen zu müssen. Ein kaputter Autopilot bei einem Einhandsegler kann ganz schnell zu einem Riesenproblem werden. Jeder Langzeitsegler versteht das und weiß wie wichtig es ist, seine Ausrüstung in einem vernünftigen Zeitrahmen repariert zu bekommt. Der Industrie ist das völlig egal, die bauen hauptsächlich für die Charterflotten rund um die Welt und wir Langzeitsegler sind kein interessanter Marktanteil.
Zur Zeit habe ich zum Beispiel 3 Geräte an Bord, ein Handfunkgerät und 2 Batterieladegeräte, die alle ohne Schaltplan nicht zu reparieren sind. Ein wenig um meinen Frust abzubauen werde ich eine eigene Seite mit Empfehlungen und Warnungen für Marine Elektronikfirmen anfangen und dort meine Erfahrungen mit diesen kundtun.

Odin neben der Sun Princess
2014-01-06 Heute ist ein Kreuzfahrer nach Savu Savu gekommen. Die Sun Princess ist schlappe 261 Meter lang und über 32 Meter breit - damit gehört es schon zu den Großen, aber noch nicht zu den ganz Großen Kreuzfahrtschiffen.
Daneben sehen unsere Segelboote immer wie Spielzeug aus. Selbst die Odin von unserem Freund Bertl, die mit ihren 14 Metern für uns schon immer unglaublich groß ist, sieht dagegen winzig aus. Liliput lässt grüßen! Ist schon unglaublich wie riesig die Dinger sind.

Maritimes Wohnsilo
An Bord haben knapp 2000 Passagiere Platz und dazu gesellt sich noch eine Crew von ca. 900, macht zusammen stolze 2900 Leute, eine schwimmende Stadt! Im Vergleich, die Gemeinde Savu Savu hat gerade mal 3400 Einwohner. Savu Savu hat aber im Unterschied zum Kreuzfahrer kein Theater, kein Spielkasino, keine 3 Swimmingpools und auch kein Restaurant mit Sternekoch.
Hierher nach Vanua Levu kommen diese Riesenschiffe zum Glück nur recht selten. In der Karibik war das zum Teil echt lästig, erstens hat so ein Kreuzfahrer im Hafen unglaubliche Wirkung auf die Preise – alles ist plötzlich doppelt so teuer und zweitens wird man dann an jeder Ecke angequatscht und soll irgendeinen Touristenkrempel kaufen.
Typische Kreuzfahrt-Touristen in der Karibik
Wie man einen Segler (üblicherweise dünn, braungebrannt, selten mit sauberen oder ganzen Klamotten) mit einem Kreuzfahrt Touristen (so um die 120 kg aufwärts, käseweiß oder lobsterrot und in chicken Hawaiihemden Größe XXXL) verwechseln kann, ist mir etwas unklar, aber die Händler sehen in dieser Situation wohl nur die weiße Haut und – ping – steht das Dollar Zeichen in ihren Augen!

2014-01-18 Jetzt sind wir mitten drinnen in der Zyclon Saison. Nicht, daß jetzt alle paar Tage ein Sturm wüten würde, es ist sogar genau anders rum und das Wetter ist meistens sehr friedlich und es regnet nicht halb so oft wie befürchtet. Die Wirbelstürme, die es heuer in der Region gegeben hat, haben zum Glück woanders rumgewirbelt und das einzige, das sich bei uns dreht ist der Ventilator. Der dafür von Morgens bis Abends – es ist sehr feucht und warm hier. Heute hatten wir 31°C beim Frühstück (inzwischen sind es 34°C!) und wir sind alle paar Stunden im Wasser um wenigstens etwas abzukühlen.
Die Zyclon Saison hat unseren Alltag etwas durcheinandergewirbelt – nachdem wir nirgendwo hin müssen, haben wir plötzlich viel mehr Zeit. So stehen jetzt all die Dinge auf der Liste, für die man sonst einfach keine Ruhe hat. So planen wir gerade, unserem Beiboot einen neuen Kiel zu verpassen, einen größeren Ghost (kleines Segel über der Luke um den Wind ins Schiff zu lenken) zu nähen und den Motor vom Kompressor zu reparieren. Außerdem bin ich natürlich auch mit meinen Elektronikprojekten am Basteln. Neben ein paar Reparaturen für uns und einigen Nachbarbooten bin ich auch weiter dabei, ein paar Pilotinos zusammenzubauen und die Bedienungsanleitung muß ich auch noch schreiben. Auch ein paar neue Projekte habe ich zusammen mit Hannes schon angedacht, so zum Beispiel einen computergesteuerten Regler für Lichtmaschinen oder ein Windinstrument. Mal schauen was so draus wird. 

Braune Riesenmuräne
2014-01-24 Das Wetter ist schön, kein Cyclon in Sicht, keine aktuellen Reparaturen am Schiff – wir haben uns also mal wieder zum Cousteau Resort verlegt. Hier ist das Wasser einfach viel schöner und die Tage haben wir sogar extrablaues Wasser. Wenn man am Ankerplatz über die Railing schaut, sieht man locker bis zum Grund – und der ist hier immerhin 17 Meter tief! Also perfekte Bedingungen zum Schnorcheln. Und das haben wir die letzten Tage auch gemacht. Erst haben wir das Unterwasserschiff unserer Yab Yum richtig schön sauber gemacht, dann ging es aber in Richtung Riff, um die Fische zu besuchen. Wenn ich jetzt schreibe: „Es war ganz nett“, dann muß man das relativ sehen. Nach vielen Jahren als Tauchlehrer auf den Malediven, dem Roten Meer und der Karibik (also den besten Revieren auf der Welt) sind wir einfach schwer zu beeindrucken, da gibt es nur sehr selten Superlative wie „super“ oder gar „einzigartig“. Aber mit „ganz nett“ meine ich dafür auch „ganz nett“ und nicht „eigentlich war es ein Schmarrn, aber da man das nicht schreibt, schreiben wir halt ganz nett und die Leute wissen schon, was ich meine“. Alles klar? Oder habe ich jetzt alle verwirrt? Vielleicht schreibe ich einfach, was wir so gesehen haben, das ist wahrscheinlich besser.
Adlerrochen
Also, das Riff ist nur solala, viel abgestorbene Koralle (wahrscheinlich von einer Korallenbleiche) aber die neuen Korallen geben sich jede erdenkliche Mühe, die freigewordenen Lebensräume gleich wieder zu besetzen. Man sieht überall neue Korallen entstehen, ab und zu kündet aber auch eine große alte Tischkoralle von vergangener Schönheit. Die Fische sind recht entspannt. Das kommt wohl daher, daß hier ein Naturschutzgebiet ist und sie folglich nicht gejagt werden. In anderen Teilen der Südsee und der Karibik hat man es oft, daß man einen Fisch auf 10 Meter Abstand sieht und der schwimmt nur noch panisch und mit Höchstgeschwindigkeit in Deckung und traut sich erst wieder raus, wenn von Menschen weit und breit nichts mehr zu sehen ist. Entspannte Fische kann man dagegen auch noch aus 1-2 Meter Abstand anschauen, ohne dabei einen Fluchtreflex auszulösen. So haben wir schöne Makrelenschwärme gesehen und eine Schule Fledermausfische, auch 2 kleine Napoleonfische haben sich anschauen lassen. Andrea hat auch eine Gruppe von 20 Adlerrochen gesehen, die habe ich aber verpasst. Dafür gab es noch ein paar Karettschildkröten, eine braune Riesenmuräne, schöne Anemonen mit Anemonenfischen und Hohlkreuzgarnelen, einen Schwarzspitzenhai und 4-5 Barrakudas in der Größenordnung, wo man mit ihnen nicht mehr streiten möchte. Auch ein paar unterschiedliche Kaiserfische haben wir gesehen, die sind immer besonders schön und einer war sogar dabei, den wir noch nicht kannten. Leider ist er auch in unserem Fischbestimmungsbuch nicht drinnen, so kann ich jetzt noch nicht mal schreiben wie er heißt. Aber soviel kann ich schreiben, er war grau und gelb gemustert und der gesamte Umriss war in leuchtendem violett. Mal schauen, ob ich noch einen Namen rausbekomme.
Kofferfisch
 Ach ja, einen meiner Lieblingsfische habe ich auch gesehen, die Jugendform eines Kofferfischs, etwa 3-5cm lang, gelb mit schwarzen Punkten und dem auf den ersten Blick etwas unbeholfenen Schwimmstil der Kofferfische. Durch den harten Knochenpanzer dieser Fische können sie ihren Körper nicht verbiegen wie alle anderen Fische, sondern sind ungewöhnlich starr – nur die Flossen sind beweglich. Damit manövriert er ein wenig eigenartig, ein bisschen wie ein Raupenfahrzeug, immer ein Stück gerade, dann eine Kurve und dann wieder eine Gerade – und damit unverwechselbar anders als alle anderen Fische.
Also doch ganz schön viel gesehen – wie gesagt: „ganz nett“ das Schnorcheln hier.
 

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