2014-02-01

Februar 2014


Blue Tongue im Schlamm2014-02-01 Vor 2 Tagen hatten wir jetzt den ersten Sturm der Saison. 35 Knoten Wind (ca. 65kmh) mit Böen bis 50 oder 55 Knoten (knapp 100kmh) sind noch nicht wirklich schlimm, aber doch genug, dass man das Schiff anständig herrichten muß. Da wird alles umwickelt, was scheuern kann, alles was fliegen kann, wird unter Deck verstaut oder festgezurrt und unter Deck wird auch mal wieder alles dorthin geräumt, wo es eigentlich hingehört. Und dann sitzt man am Boot, schaut sich 17 verschiedene Wetterberichte an und wartet, was da wohl kommt.
Diesmal war es wie gesagt nicht wirklich schlimm, ein Boot hat sich aber trotzdem losgerissen, ist abgetrieben und im Schlamm stecken geblieben. Da haben sich wohl die Mooringleinen um den Kiel gewickelt und sind dann recht bald durchgescheuert. Wir, das heißt ein paar andere Segler und ich, sind dann los und haben probiert mit unseren Dinghies das Schiff wieder ins tiefere Wasser zu schleppen, aber das war bei dem Wetter aussichtslos. Im Gegenteil, durch die brechenden Wellen im flachen Wasser haben wir so viel Wasser ins Dinghy bekommen, daß wir hauptsächlich mit Wasserschöpfen beschäftigt waren. Wir haben das Boot dann mit einem schweren Anker an einer sehr langen Leine zumindest gegen weiteres Abrutschen gesichert und das war alles, was wir an dem Abend noch machen konnten.
Die Bergeaktion am nächsten TagAm nächsten Tag hat sich das Wetter zum Glück wieder beruhigt und zur Zeit des abendlichen Hochwassers war dann die große Bergeaktion organisiert. Wir hatten ein Tauchboot mit 500 PS zum Ziehen, ein zweites mit 300 PS um Wellen zu machen und noch eines mit 120 PS, das zusammen mit ein paar Dinghies seitlich am Mast gezogen hat um das Boot auf die Seite zu krängen und damit den Tiefgang zu vermindern. Dann waren noch ein paar Leute, die mit den Leinen geholfen haben und natürlich auch noch jede Menge Schaulustige in Booten und am Strand. Hat natürlich alles seine Zeit gebraucht, bis alles vorbereitet und jeder an seinem Platz war, deshalb haben wir auch schon eine Stunde vor Hochwasser begonnen alles herzurichten. Beim ersten Versuch hat es dann noch nicht geklappt, mit dem Zugseil war irgendwas nicht ok und das 'Krängungs-Team' hat nicht gleich den richtigen Winkel erwischt. Beim zweiten Versuch hat dann aber alles geklappt und mit einer großen Schlammwolke ist das Schiff freigekommen und wurde wieder an einen Mooring geschleppt.
Und es ist immer schön, ein Schiff wieder schwimmen zu sehen, so am Strand liegend, wie ein verirrter Wal, das passt einfach nicht.

Mäuseattacke
2014-02-09 Seit kurzem sind wir Boots-Sitter und passen wir auf 2 weitere Schiffe hier in Savu Savu auf – die Eigner sind für ein paar Monate unterwegs und wir schauen, daß ab und zu gelüftet wird, keine Mooringleinen scheuern, die Bilge nicht übergeht und die Batterien glücklich sind. Auf einem Boot haben wir aber noch einen Spezialauftrag, da ist eine Maus/Ratte zu fangen. Mäuse können an Bord eines Boots sehr viel Schaden anrichten – Kabel, Schläuche, Plastik aller Art, Holz, … es gibt ungefähr nichts, was die kleinen Nager nicht anfressen. Mäuse haben auch schon Schiffe versenkt indem sie die Kühlwasserschläuche der Maschine angefressen haben oder sie verursachen Brände durch Kurzschlüsse angenagter Kabel. Eine Maus an Bord ist also ein ernstes Problem und nicht nur eine Kleinigkeit. Wir haben insgesamt 6 Fallen aufgestellt und sind jetzt jeden zweiten Tag dort um zu schauen, ob wir schon was gefangen haben und neue Köder zu probieren. Unsere Maus hat aber scheinbar einen eigenartigen Geschmack, trotz jeder Menge Lebensmittel im Schiff hat sie es scheinbar auf Fußpilzsalbe abgesehen - da hat sie in die Metalltube ein 3 cm langes Loch genagt, um an die Creme zu kommen.
Erschwerend kommt hinzu, daß sie auch viel Papier gesammelt hat und das schaut so aus als ob die Maus ein Nest baut. Wenn wir sie nicht bald fangen, haben wir womöglich in naher Zukunft eine ganze Mäusefamilie zu fangen. 

Der Kiel wird gespachtelt
2014-02-11 Auf jedem Schiff gibt es Arbeiten mit verschiedenen Prioritäten. Manches muß natürlich sofort gemacht werden und duldet keinerlei Aufschub – eine gebrochene Schlauchschelle an einem Kühlwasserschlauch zum Beispiel. Andere Arbeiten muß man nicht gleich, aber wenigstens bald machen um weiteren Schaden zu vermeiden. Wieder andere stehen auf der 'Sollten wir mal machen, wenn es wo passt' Liste, Arbeiten die nicht wirklich dringend sind, wo man aber weiß, daß die auch wichtig sind um das Schiff in einem guten Zustand zu erhalten.
Jedenfalls haben wir jetzt so ein 'Sollten wir mal machen' - Projekt angefangen, und verpassen unserem Willi (unser Beiboot) eine Rundumerneuerung.
Das innere Rohr wird weggeschnitten
Das erste Problem bei Dinghie-Projekten ist immer – wie kommen wir an Land und zurück wenn das Beiboot gerade in Arbeit ist. Zum Glück konnten wir uns von Hannes sein Ersatzdinghie ausborgen – ein kleines Bananaboot (= ein Faltboot) das wir jetzt für die kurze Strecke bis zum Steg nutzen.
Das zweite Problem ist immer das 'wo' – ein Arbeitsplatz für so einen Job ist am besten irgendwo unter einem Dach - damit man Schatten hat und es einem nicht aufs frische Laminat regnen kann. Dann sollte man dort Strom haben und am besten niemanden stören, wenn man mal eine Stunde mit der Flex arbeitet und dabei auch noch jede Menge juckenden Staub produziert. Ein perfekter Platz ist also schwer zu finden, aber Lela von Savu Savu Marine läßt uns auf der Terrasse laminieren und zum Schleifen gehen wir entweder an den Strand oder ins Gebüsch (je nach Windrichtung). So haben wir einen fast perfekten Platz, nur das man den Willi zweimal am Tag in der Gegend rumtragen muß ist etwas lästig.
Schleifen am Strand
Angefangen haben wir damit, daß wir den alten Kiel abgeschnitten haben - den haben wir damals in Panama aus einem überlaminierten PVC Rohr gebaut. Die Konstruktion war aber nie wirklich dicht und nach einigen Versuchen das Ding zu verbessern, haben wir uns jetzt für einen Neubau des Kiels entschlossen. Nach dem Wegschneiden haben wir das ganze ein bisschen zurechtgeschliffen und dann 4 Lagen dicke GFK-Matte in etwa 5cm breiten Streifen übereinandergeklebt. Dann habe wir 2 Tage geschliffen und gespachtelt und schon schaut das Ganze gar nicht so verkehrt aus.
Als nächstes war die Innenseite an der Reihe – auch hier haben wir das mittlere Rohr entfernt und dafür einen Streifen GFK einlaminiert. Noch 2-3 Tage Schleifen und Spachteln, dann kommen wir endlich zum Lackieren.  

Waschgang 2014-02-14 Endlich fertig! Zum Schluß war es etwas nervig, immer wieder zwang uns der Regen zu ungeplanten Pausen und nach dem Regen war eine schwüle Hitze, die das Arbeiten zur Qual machte. Das Unangenehmste waren aber die Moskitos, die nach den Regenpausen in riesigen Mengen auf unser Blut aus waren. Fiberglasarbeiten sind mit all dem Fiberglasstaub so oder so eine recht juckende Angelegenheit, aber wenn dann auch noch die fliegenden Plagen dazukommen, ist das irgendwann unglaublich nervig. Man verbringt mehr Zeit damit, sich die Viecher vom Leib zu halten, statt mit der Arbeit weiter zu kommen. Gestern war es endlich soweit und wir waren mit den Fiberglasarbeiten fertig und sind zu den Malerarbeiten gekommen. Dazu verwenden wir eine Spritzpistole und um die zu verwenden, braucht man Druckluft. 
Das Sprayen der Aussenseite So haben wir uns die 1. Stufe eines Tauchreglers umgebaut, daß sie statt der normalen 9-10 Bar nur etwa 5 Bar produziert - gerade richtig für Druckluftwerkzeuge. Mit dieser Konstruktion können wir die Spritzpistole mit unseren Tauchflaschen verwenden und damit überall arbeiten.
Damit die Sache nicht zu einfach wurde, habe ich mir einmal eine schöne Ladung Verdünnung ins Auge gespritzt - kann ich keinem empfehlen, tut wirklich höllisch weh. Aber nach 10 Minuten mit dem Auge unter der Wasserleitung hat sich alles wieder normalisiert. Jeff hat mir noch eine Augensalbe aus der Tierklinik verpasst und alles ist gut. 
Alles Fertig!   Jetzt schaut der Willi jedenfalls wieder aus wie neu und das Wasser perlt auf der frischen Farbe ab wie auf einem frisch gewachstem Auto. Der neue Kiel fühlt sich beim Fahren etwas anders an, einfach weniger Richtungswirkung durch die flachere Bauform - naja, wir werden uns daran gewöhnen und rückwärts parallel einparken müssen wir zum Glück ja nicht so oft.

2014-02-27 Komische Tage hier in Savu Savu. Erst haben sie uns einen Sturm vorhergesagt – dann wieder nicht – dann doch wieder – dann doch aber einen Tag später - und dann wieder eher nicht …. Das ging jetzt sicher 5 Tage hin und her und alle paar Stunden hat die Wettervorhersage anders ausgesehen. Das ist natürlich nicht so toll, wenn man nicht weiß, ob man das Boot nun sturmsicher machen muß oder nicht. Im Moment schaut es eher so aus, als ob der Sturm sich gar nicht entwickelt – ist uns natürlich am liebsten, so ein Sturm ist ja doch immer wieder ungemütlich, anstrengend und nervenaufreibend.
Kein Solarzellenwetter
Was wir dafür bekommen haben ist jede Menge Regen. Bei unserem Nachbarboot, auf das wir mit aufpassen, müssen wir zur Zeit fast jeden Tag die Bilge auspumpen. Bei uns ist zum Glück alles dicht, aber zum ersten Mal seit langem müssen wir unsere Maschine einmal am Tag anwerfen um Strom zu erzeugen. Wir bekommen übers Jahr gerechnet etwa 97% unseres Stroms durch die Solarzellen und die restlichen 3% teilen sich der Windgenerator und die Lichtmaschine vom Motor. Normalerweise kommen wir also mit unserem Solarstrom leicht aus und auch ein oder zwei Tage Regen sind kein Problem. Jetzt ist es schon seit fast einer Woche regnerisch, verhangen und zugezogen und so tauschen wir notgedrungen Diesel gegen Elektrizität. Auf der Plusseite kann man jetzt aber auch sehr einfach Wasser sammeln und unsere Tanks sind schon wieder ganz voll. Das ist nicht Unwichtig, speziell nach starken Regenfällen ist das Wasser aus dem lokalen Wassernetz oft tagelang braun und für uns unbrauchbar und es ist beruhigend mit seinen eigenen Wassertanks in dieser Hinsicht unabhängig zu sein. Gestern, als es dann doch wieder eher nach Sturm ausgesehen hat, habe ich sicherheitshalber auch mal unseren Mooring geprüft – war aber alles ok. Und weil noch Luft in der Flasche war, habe ich bei zwei benachbarten Booten auch noch geschaut und bei einem gab es ein Problem, da waren alle Ketten durcheinander. Ich bin dann mit einer neuen Flasche und einem zweiten Taucher nochmals runter und habe was gefunden, das ich beim ersten mal wegen der schlechten Sicht übersehen habe – einer der 3 Helixanker war gar nicht richtig gesetzt sondern ist da nur so rumgelegen! Einen Helixanker kann man sich vorstellen wie eine sehr lange (1,7m) und dicke (50cm) Schraube, die in den Schlammgrund geschraubt wird. Richtig reingeschraubt und bei richtiger Schlammkonsistenz halten die Anker auch wirklich gut – wenn sie aber einfach nur in der Gegend rumliegen sind sie natürlich recht wertlos. Die Moorings hier sind zum Glück aus jeweils 3 Helixankern gebaut, also ist nichts passiert - aber es beweist wieder einmal, daß man bei Moorings immer vorsichtig sein muß, und im Zweifel immer selber nachschauen sollte.

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