Damit die Sache aber nicht zu entspannt wird, haben wir unterwegs noch ein kleines Dieselleck gefunden – bei der Kraftstofförderpumpe tropft es ein wenig raus. Ist aber nicht viel und davon lassen wir uns jetzt auch nicht aufhalten – einen Großteil der Strecke sollten wir ja segeln können und wenn wir motoren, tropft halt ein wenig Diesel in die Bilge. Es gibt schlimmeres! Wir werden uns das dann in Wallis in Ruhe anschauen.
2014-05-03 Starten um 6 Uhr in der Früh um die Somosomo Passage noch bei Tageslicht zu schaffen. Das Wetter ist ganz ok, der Seegang leicht erträglich nur der Wind ist etwas östlicher als vorhergesagt – ich hoffe das dreht noch auf Süden, sonst wird es mühsam.
Nach Wallis fahren wir natürlich der Stempel wegen – und nachdem wir uns letztes Mal Futuna angesehen haben, wollen wir es diesmal mit Wallis versuchen. Ist zwar ein bisschen weiter weg (ca. 350 Meilen / 650km) , dafür haben die auch einen Ankerplatz, auf dem man nächtens nicht vor lauter Schwell aus dem Bett fällt, ein paar vorgelagerte Inseln hinter einem Saumriff, Lebensmittel aus Frankreich und eine Kirchendichte wie in Rom und angeblich recht nette Leute. Mal schauen, in 3-4 Tagen sollten wir dort sein.
2014-05-04 Inzwischen haben wir etwa die halbe Strecke hinter uns und im Großen und Ganzen können wir mit der bisherigen Fahrt ganz zufrieden sein. Am Anfang mußten wir zwar noch ein paar Stunden motoren, das haben wir aber so erwartet, seit wir durch die Somosomo Straße sind, können wir aber immer segeln. Der Wind ist zwar etwas vorlicher als erhofft, aber immer noch gut genug um direkten Kurs auf Wallis fahren zu können. In den letzten Stunden hat er begonnen leicht achterlicher zu drehen und das macht die Sache viel leichter.
Ansonsten sind so lange Überfahrten eigentlich ein wenig langweilig, hauptsächlich steht Schlafen, Ausschau halten und Essen auf dem Programm. Das mit dem Kochen und Essen ist teilweise gar nicht so einfach, irgendwie hat man immer 1-2 Hände zu wenig. Um zumindest eine Hand einzusparen essen wir unterwegs immer aus Hundenäpfen. Die haben so einen schönen rutschfesten Boden damit der Wauwau das Ding nicht durch die ganze Wohnung schiebt und die halten dann auch an Bord bei Schräglage so gut, daß eher das Essen rausfliegt als das der Napf wegrutscht. Jetzt brauchen wir nur noch rutschfestes Essen erfinden :)
Die letzte Nacht war dafür fast so, wie man sich das von der Südsee vorstellt, sternenklarer Himmel, wir segeln lautlos durch die Dunkelheit und unser Kielwasser fluoresziert. Damit es nicht zu kitschig wird, ist es aber auch so kalt, daß wir mit langer Hose, Schuhen und Filzpullover im Cockpit sitzen. Wir sind wahrscheinlich keine Kälte mehr gewöhnt, aber nach den Temperaturen auf Fiji ist es hier heraußen echt kalt.
2014-05-06 In der letzten Nacht auf See ist uns natürlich der Wind ausgegangen und wir mußten ein paar Stunden motoren. In der Früh haben wir wieder etwas Wind bekommen, nicht viel aber immerhin. Also haben wir mal unseren 'neuen' Blister ausgepackt, aber die Freude war nur kurz. Kaputt ist diesmal zum Glück nichts gegangen, aber der Wind war böig und hat ständig etwas gedreht, dazu die Welle von der Seite, die den Autopiloten immer wieder vom Kurs geschoben hat, das hat alles nicht so richtig zum Blistern gepasst. Wenn man die richtigen Bedingungen hat und der Blister einfach dasteht und zieht wie ein Wilder, ist das so ziemlich das schönste Segeln überhaupt. Wenn es aber nicht passt, verdient er den Spitznamen 'Streßlappen' und nach einer Stunde hatten wir diesmal genug und der Blister ging zurück in den Sack und mit der Genua ging es zwar langsamer aber entspannter weiter.
Der Pass von Wallis war nicht ganz ohne, südliche Winde und auslaufende Strömung haben eine ganz schöne Welle aufgeworfen. Dementsprechend wurden wir ordentlich durchgeschüttelt bis wir es ins innere des Atolls geschafft haben. Dann gab es noch 2 Stunden Zickzack durch die Riffe bis wir endlich vor der Hauptstadt Mata Utu den Anker schmissen. Wir waren zwar hundemüde, einen kurzen Besuch bei der Gendarmerie haben wir aber trotzdem noch gemacht – das nennt man nautische Benimmregeln.
2014-05-07 Nach etwa 14 Stunden Schlaf ging es heute an den Rest der Bürokratie. Die Gendarmerie haben wir ja gestern schon erledigt, heute war der Zoll an der Reihe. Habe ich schon mal erwähnt, das ich europäische Behörden echt gut finde? Das komplette Einklavieren bei den französischen Ämtern war schnell, der Papierkram auf das wirklich nötige beschränkt (2 Formulare), die Beamten waren freundlich und hilfsbereit und gekostet hat es genau nichts. Die Leute, die sich in Europa immer über unsere Ämter aufregen, sollten mal versuchen in einem typischen lateinamerikanischen Amt was zu erledigen, das kostet wirklich Nerven - oder die Papierberge von Fiji – oder die hirnlosen Regeln in Tonga – oder der staatliche Straßenraub auf den Galapagos - dagegen ist das hier wie ein Erholungsurlaub.
Das meiste bestaunen wir nur mit wässrigem Mund, bis das Zeugs alles hier auf der Insel ist, kommt halt schon was an Transportkosten zusammen, und das wird an den Kunden weitergegeben – das meiste ist also abartig teuer. Aber wenn man genau schaut, und da sind wir mittlerweile Profis, findet man genug Schnäppchen. Deswegen haben wir heute auch gleich 12 Liter Orangensaft heimgetragen, der war gerade günstig!
2014-05-08 Und schon ist es vorbei mit dem gemütlichen Liegen vor der Hauptstadt. Über Nacht ist Ostwind aufgekommen und es hat schon schön geschaukelt, also haben wir uns in der Früh, schweren Herzens, auf die Ostseite der Insel verlegt. Hier liegt man irgendwo im Nirgendwo zwar wunderbar ruhig, dafür dürfen wir ab sofort eine gute Stunde in die Stadt radeln. Naja, das hält wenigstens fit. Blöd ist nur, daß wir gestern keine Butter eingekauft haben, und eine Stunde mit der Butter im Rucksack bei 30° im Schatten durch die Gegend radeln ist wahrscheinlich auch keine wirklich gute Idee. Vielleicht wird das Wetter ja wieder besser, bevor die Butter aus geht.
2014-05-13 Die letzten Tage waren wir mit dem Rad unterwegs um ein wenig die Insel zu erkunden. Die Straßen sind teilweise schön asphaltiert, oft genug stellten sich aber auch die Hauptstraßen in unserem Plan als recht zugewachsener Erdweg heraus. Letztere sind von den tropischen Regenfällen hier auch noch erstklassig ausgewaschen und mit einem normalen Auto wohl nur mit viel Glück befahrbar. Das eigentliche Problem für den Radfahrer in Wallis sind aber andere - 35° im Schatten plus 15° Steigungen sind 50 gute Gründe ziemlich kaputt zurück zu kommen.
Es gibt da ein paar Kraterseen auf der Insel, die wir uns ansehen wollten, kreisrunde kleine Seen mit spektakulären Steilwänden rundherum. Leider gibt es aber auch einen Gürtel aus recht dichtem Dschungel rundherum, so daß wir vom Lac Lanutavake durch die Bäume nur ein wenig Wasser sehen konnten, vom Lac Lano nicht mal das. Lac Lalolalo, der größte der hiesigen Seen, hat aber zum Glück eine Stelle wo man den Krater sehr schön überblicken kann.
Sonst haben wir auf unseren Ausflügen viele verlassene Häuser gesehen – die Auswanderung ist hier ein ernstes Problem. Jeder zweite (!) Walliser lebt inzwischen nicht mehr hier sondern in Neukaledonien (auch ein französisches Überseeprotektorat) weil sie sich dort eine bessere Zukunft erhoffen. Hier auf der Insel gibt es einfach zu wenig Arbeit. Die Landwirtschaft findet hauptsächlich im Familienrahmen zur Selbstversorgung statt, Industrie gibt es keine und der Tourismus ist auch unbedeutend. Wahrscheinlich sponsert Frankreich hier so einiges, aber für viele ist auswandern trotzdem die bessere Option.
Was wir noch gesehen haben sind unglaublich viele Kirchen – und es werden ständig neue und größere gebaut. Wir sind durch Dörfer gekommen, die gerade mal aus 30 recht armseligen Hütten bestanden haben und die dabei waren riesige Kirchen für 500 Leute oder mehr zu errichten. In Anbetracht der Tatsache, daß die Bevölkerung in Wallis eher abnimmt, ist das für uns Außenstehende nicht ganz verständlich.
Weil wir schon in der 'großen Stadt' waren, wollten wir auch mal wieder unsere Wäsche waschen. Die einzige Wäscherei hat aber leider vor 3 Jahren zugemacht, also brauchten wir einen Plan B. Wir haben den Hafenmeister, den wir zufällig getroffen habe, nach anderen Waschmöglichkeiten gefragt, aber das einzige das ihm eingefallen ist, war seine eigene Waschmaschine und so haben wir es dann auch gemacht. Sehr freundlich von ihm – sagt nur leider nichts über die Leute hier aus, denn der Hafenmeister ist aus Frankreich und erst seit 2 Monaten auf der Insel. Der will auch irgendwann mal mit einem Segelboot losziehen und so hatten wir einen netten Abend an dem er jede Menge gute Tipps und wir saubere Klamotten bekommen haben.
2014-05-22 Letzte Nacht hat es uns wieder mal anständig verschaukelt. Eigentlich sollten wir Wind aus SW mit 4-6 Knoten haben und vor Mata Utu damit bestens aufgehoben sein. Gekommen sind dann aber 15 Knoten aus SSE und an Schlaf war nicht zu denken, so hat es uns die ganze Nacht hin und hergeworfen. Haben uns dann mit dem ersten Licht nach Gahi verlegt – bisher ist es ruhig, mal schauen was die nächste Nacht so bringt. Haben uns nach dem Frühstück nochmals für ein paar Stunden hingelegt – so eine durchschüttelte Nacht ist wirklich nicht zu empfehlen. Wenn man unterwegs ist, dann ist es besser. Da schaukelt man zwar auch, durch die Segel aber irgendwie ruhiger und man weiß, es ist jemand auf Wache, der sich darum kümmert, daß nichts passiert. Vor Anker ist man in so einer Situation aber ständig am denken: Wie stark sind die Böen? Werden sie stärker? Hat der Wind gedreht? Rutscht der Anker? ….. und dazu klatschen fröhlich die Wellen gegen den Bug.
Gahi ist ein kleines Dorf, vielleicht 30 Hütten und kleine Häuser, keine Einkaufsmöglichkeit, kein Wirtshaus, kein Steg aber eine Kirche für 300 Leute im Rohbau -also alles typisch Wallis.
Eine andere schöne Geschichte haben wir noch gehört. Wallis und Futuna ist ja eines der ganz wenigen Länder, die kein Mobiltelefonnetz haben. Nachdem W&F ja irgendwie doch zur EU gehört und dort das Mobiltelefon inzwischen zu den Menschenrechten gehört, hat die EU und Frankreich auch brav Geld locker gemacht, um hier ein Mobilnetz aufzubauen. Dieses Geld ist aber irgendwie verschwunden! Da muß man sich mal vorstellen, eine Insel wo noch nicht einmal 10.000 Leute wohnen, wo es genau eine Bank gibt, wo quasi jeder jeden kennt, verschwinden einfach jede Menge Euros und sind nicht mehr auffindbar! Aber auf die EU ist ja Verlass, die werden das Ganze sicher noch ein zweites Mal finanzieren, in der Beziehung kennen die ja nichts.
2014-05-15 Sind immer noch in Gahi und warten auf das richtige Wetter um nach Fiji zu segeln. Seit 3 Tagen haben wir jetzt Wind mit 20-25 Knoten und dazu jede Menge Regen – sehr ungemütlich. Dementsprechend sitzen wir viel am Boot rum, lesen, trinken Tee, backen Brot, sammeln Wasser, machen kleinere Reparaturen und warten, daß das Wetter besser wird. Inzwischen sind unsere Wassertanks, die wir zuletzt vor 4 Wochen in Fiji aufgefüllt hatten, wieder ganz voll und ein paar Reservekanister ebenso.
Zum Glück haben wir hier, zumindest zeitweise, Internet – die Post in Wallis & Futuna hat ein paar W-Lan Stationen über die Insel verteilt und hier ankern wir jetzt nahe genug an Land, um das empfangen zu können. Das ganze ist natürlich schweineteuer, aber netterweise geben sie einem eine halbe Stunde am Tag frei, genug also um Wetterberichte runterzuladen, Nachrichten zu lesen und die e-Mails abzurufen. Laut letztem Wetterbericht bleibt uns Wind & Regen noch mindestens 2 Tage erhalten, dann gibt es vielleicht ein Wetterfenster – mal schauen was daraus wird.
2014-05-30 Haben vorgestern ausklariert und wollten eigentlich gestern los. Gestern war das Wetter nicht schlecht, aber laut Wetterbericht wären wir während der Überfahrt einmal in viel Wind und viel Regen gekommen, also haben wir die Abfahrt um einen Tag verschoben. Heute ist das Wetter aber einfach nur grauslich, seit der Nacht kommt ein Squall nach dem anderen und so verschieben wir die Abreise wohl noch um einen Tag. War dann noch schön hier, das Dorf hat ein Kanurennen veranstaltet und die 6er Kanus sind den ganzen Nachmittag bei uns am Boot nur so vorbeigezischt.
Ein Squall ist übrigens eine Schlechtwetterfront, die üblicherweise mit viel Regen, viel und drehenden Winden daherkommt und beim Segeln viel Arbeit macht, aber überhaupt keinen Spaß. Wenn so eine Wand kommt, bindet man üblicherweise ein oder zwei Reffs (je nach Bauchgefühl) ins Groß, rollt die Genua ein Stück weg, räumt das Dach weg, muß die Segel neu einstellen oder auch den Kurs ändern und wenn alles gemacht ist, ist der Squall oft schon vorbei und man darf alles wieder rückgängig machen. Besonders lustig ist das in der Nacht, wenn man die Wand nicht oder erst zu spät sieht und der Wind in wenigen Augenblicken dreht und stark zunimmt. Dann weiß man oft wirklich nicht, was man als erstes tun soll, denn eigentlich ist alles dringend. Ergo, Squalls sind nicht wirklich lustig, man vermeidet sie wo es nur geht und darum warten wir noch einen Tag – mal schauen was morgen passiert.
Kurzfristig eine Abfahrt zu verschieben ist jedenfalls immer blöd. Hier machen wenigstens die Behörden deswegen keinen Aufstand, aber wir haben unser letztes lokales Geld natürlich schon ausgegeben, Andrea hat für 3 Tage vorgekocht, die Räder sind schon an Bord und zerlegt und alles an Bord ist schon für die Überfahrt verstaut und das ist jetzt erstmal alles wieder für die Fische.
2014-05-31 Laut Wetterbericht sollten wir in der Nacht Regen bekommen, der sich bis mittags hinzieht. Und nicht irgendeinen Regen, sondern mehr als 10mm/3h, also Starkregen, einen Wolkenbruch, einen richtig schönen tropischen 'Platsch'! Gekommen ist bisher gar nichts und das steigert natürlich nicht gerade das ohnehin schon angeschlagene Vertrauen in die Wetterberichte in dieser Region.
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