2016-02-07

Februar 2016

Die letzten Helix fertig geschweißt
2016-02-07 So, jetzt ist der gröbste Stress fürs erste hinter uns. Vor ein paar Tagen haben wir den letzten Helix Anker versenkt, jetzt hat jeder Mooring wenigstens einen langen Pin. War eine Riesenarbeit das Ganze und das ewige im Kreis schwimmen ist mit der Zeit auch recht nervtötend, aber dafür machen wir uns beim nächsten schlechten Wetterbericht etwas weniger Sorgen.
So einen schlechten Wetterbericht haben wir seit gestern auch wieder, irgendwo nördlich von uns braut sich wieder was zusammen – das ist sich mit den Moorings also genau ausgegangen. So wie es im Moment ausschaut, zieht das Zentrum westlich von Viti Levu vorbei und wir bekommen nur einen Streifschuss mit etwa 30 Knoten Wind, aber auf das kann man sich natürlich nicht verlassen. So ein Sturm ist ja launisch und wankelmütig wie ein österreichischer Politiker und daher auch sehr schwer vorauszusagen.
Am Donnerstag waren wir in Buca, etwa eine zweistündige Busreise von Savu Savu entfernt. Dort gibt es ein Missionskrankenhaus mit einem argentinischen Chirurgen und der hat mich von einem Muttermal befreit. Dieses hatte sich in den letzten Wochen verfärbt und nach dem guten alten englischen Spruch: 'Better safe than sorry' haben wir entschieden, das Ding muß weg. Hat alles super funktioniert, der Chirurg hat sein Geschäft verstanden und nach nicht mal 2 Stunden sind wir schon wieder im Bus Richtung SavuSavu gesessen. Das Muttermal ist inzwischen auf der Reise nach Österreich zur Untersuchung und das einzige das nervt, ist der Umstand, daß es gerade echt unangenehm heiß ist und ich mit der frisch vernähten Wunde nicht mal eben so ins Meer springen kann um mich abzukühlen. Aber ich glaube, da gibt es schlimmere Schicksale, darum jammere ich auch nur ganz wenig.

2016-02-17 Seit über einer Woche treibt sich ein Cyclon in der Gegend rum. Erst ist er westlich von uns, zwischen Fiji und Vanuatu, nach Süden gezogen. Dann ist er wieder zurückgekommen und ist südlich an Fiji vorbei in Richtung Tonga. Zur Zeit steht er südlich von Samoa, laut Wettervorhersage dreht er aber wieder um und kommt noch einmal zurück in Richtung Fiji. Die Meteorologen sind sich auch eher unsicher wie es mit des Sturm weitergeht, und die Vorhersagen schauen alle paar Stunden anders aus. Alles ist sehr unsicher und wage und daraus resultiert eine etwas angespannte Situation. Man verbringt viel Zeit im Internet auf verschiedenen Wetterseiten und versucht aus all den Informationen schlau zu werden. Zum Glück haben wir die langen Pins schon eingebaut, das beruhigt dann doch.

Alles was geht wird weggeräumt
2016-02-19 Wie es ausschaut kommt der Sturm doch zu uns – sicher ist es noch nicht aber so wie es im Moment ausschaut müssen wir mit mindestens 40 Knoten, im schlimmsten Fall aber auch mit 70 Knoten rechnen. Wir sind daher mitten in den Sturmvorbereitungen. Die Segel sind eh schon verräumt, jetzt haben wir alle Dächer abgebaut, die seitlichen Abdeckungen weggenommen, den Rotor vom Windgenerator abgeschraubt, SSB Antenne weg, zweiter Außenborder weg, ….. alles was den Windwiderstand erhöht kommt weg! Die Leinen zum Mooring haben wir verdoppelt und gegen Scheuern geschützt, innen im Schiff alles verstaut, damit nichts herumfliegen kann und alles das man nicht unter Deck stauen kann wird draußen so gut es geht festgezurrt.
Auf den Nachbarschiffen haben wir auch noch etwas vorbereitet, auf der Alchemist ein paar extra Leinen eingebaut und das Dinghy festgezurrt, auf der Larrikin den Scheuerschutz wieder dorthin gebaut wo er auch gegen Scheuern schützt, auf der Mambo die ganze Kuchenbude abgebaut und das Kanu an Land verstaut, … Zum Schluß haben ich noch Jo von der Tartaruga geholfen seinen Hauptanker auszubringen, sicher ist sicher.
Unseren Zweitanker werde ich auch noch ausbringen, aber erst nach 5 Uhr, wenn der neueste Wetterbericht da ist – dann kann ich die Richtung vielleicht schon besser schätzen.

Cyclone Winston
2016-02-19 Update: Gerade haben wir den neuesten Wetterbericht bekommen und der verspricht uns bis zu 90 Knoten Wind! Das sind über 160km/h - hoffentlich geht das gut. Wenn es wirklich dick kommt, gehen wir auf alle Fälle von Bord – bei solchen Winden kann man an Bord so oder so nichts vernünftiges mehr machen.
Den Zweitanker haben wir jedenfalls mit extra viel Kette und Leine ausgebracht.

2016-02-20 Um 6 Uhr früh gibt es den neuesten Wetterbericht und das, was alle gefürchtet haben, passiert – der Cyclon kommt gerade auf uns zu und ist zu einem Sturm der Kategorie 5 hochgestuft worden. Für Savusavu werden bis zu 100 Knoten Wind erwartet, das sind etwa 185 km/h. Und er kommt auch noch 6 Stunden früher als erwartet und soll schon zu Mittag hier sein.
Wir bringen noch einen Anker nach Süden aus und kontrollieren ein letztes Mal alles – sind die ganzen Scheuerschutzschläuche noch an Ort und stelle, alles Lose festgezurrt, alle Luken richtig dicht, ….
Dann gehen wir von Bord, alles Wichtige, Geld, Papiere, Andreas Stofftiere, ... haben wir vorsorglich schon gestern Abend gepackt.
Wir nehmen noch das Dinghy und den Aussenborder aus dem Wasser und verstauen alles in einer Werkstätte am Marinagelände.
Zusammen mit Jose, Jeff und Jim fahren wir zu Andy & Jayne, die passen hier in der Gegend auf ein Haus irgendeines reichen Menschen auf und haben uns angeboten den Sturm bei ihnen abzuwarten.
Das Haus ist toll gemacht, im fijianischen Stil mit einem hohen Dach, steht es an einem Berghang. Angeblich ist es so berechnet, daß es 250km/h Wind standhält, wir können das jetzt bestätigen. Es hat geblasen, sowas haben wir noch nicht erlebt! Gleich zu Beginn sind schon die ersten Bäume geknickt, irgendwo sind sie natürlich auch auf die Strom- und Telefonleitungen gefallen und beides hat sehr bald nicht mehr funktioniert. Alle Fenster im Haus hatten zum Glück Sturmblenden – und obwohl die alles andere als schwach gebaut sind, hat es uns zwei davon einfach zerlegt. Auf der Westseite hat der Wind das Dach und eine Wand eingedrückt. Da das Haus auf Stelzen steht hat es uns den Regen von unten durch den Fußboden reingedrückt! Das unheimlichste war aber, daß durch die Stelzenkonstruktion auch alles geschwankt hat, bei jeder Böe hat es sich auf die Seite gelegt, fast wie ein Segelboot.
Nach ungefähr 6 Stunden war der Spuk vorbei und der Wind hat sich wieder beruhigt. Der Schaden, den wir vom Haus aus sehen konnten war enorm. Alleine in der direkten Umgebung hat es mindestens 50 Bäume umgehauen, am Meer war alles überflutet und bei einem benachbarten Hotel mit schwimmenden Bungalows sind eben diese einfach abgehauen und wir haben 2 davon gesehen wie sie an einer vorgelagerten Insel gestrandet sind. Irgendwie fürchten wir uns schon, wie es in der Marina ausschaut.

Diese Steine hat es einfach auf die Straße geblasen
2016-02-21 Der Tag danach! Wir sind früh los, aber sind nur langsam auf der Straße weitergekommen. Überall umgestürzte Bäume, Felsen, Teile von Dächern, Schlamm, abgerissene Stromleitungen, umgestürzte Masten….. wo man auch hinschaut, ein Riesenchaos.
Das war mal unser Steg
In der Marina das selbe Bild, überall Chaos und Zerstörung! Im Creek von SavuSavu liegen etwa 20 Segelschiffe an Land, auf den Riffen, stecken im Schlamm oder hängen in den Mangroven, dazu noch viele Motorboote und kleine Fischerboote. Der Steg in der Marina ist zerbrochen (immer an jenen Verbindungen, die wir letztes Jahr nicht verstärkt haben) aber die Marina selbst ist noch da. Unsere YabYum hat sich auch wacker geschlagen und schwimmt immer noch dort wo sie hingehört. Ich weiß nicht ob der Mooring oder die Anker, aber irgendetwas hat funktioniert.
Wo man hinschaut, ein riesiges Chaos
Auch gut überstanden haben es die Optimist, die Mambo und die Stravaig. Die Alchimist hat es leider an Land gestellt. Nach einer ersten Inspektion der Alchi ist aber nicht viel kaputt, der Kiel und das Ruder sind noch gerade, die Seite mit der sie an Land liegt ist nicht eingedrückt. Das ist, denke ich, alles halb so wild. Schlimmer schaut es bei der Quixotic aus, die ist von 4 Booten gerammt worden und am Ende hat der Mooring nachgegeben. Da ist der linke Rumpf voll abgesoffen, mal schauen was wir da noch machen können.
Die Alchemist an Land geparkt
Die Ulani hat es auch hart getroffen, sie ist von mehreren Booten gerammt worden und hat beträchtlichen Schaden genommen. Der Rumpf ganz zerkratzt, die Seereling auf einer Seite ganz weg, der Bugkorb auch, mehrere Löcher im Aufbau, ….. Habe ihnen dann gleich in der Früh geholfen ihren Anker zu klarieren. Da haben sich der Mooring, seine Ankerkette, der Mooring von einem gekenterten Motorboot und ein paar kleinere Bäume zu einem schönen Problem verknotet. Mit dem Tauchgerät konnten wir das aber auch wieder entwirren und die Ulani liegt wieder sicher an einem Mooring.
Mal schauen was morgen alles passiert.

2016-02-22 Heute haben wir gleich in der Früh einen unserer beiden Anker eingeholt – damit sich das Zeug nicht noch mehr verwickelt.
Das ist doch mal ein Loch im Boot
Dann ging es weiter mit einem Kompressor, den wir zum Laufen bringen mußten – aber da war der Vergaser zum Putzen, das hat Barry von der TwoCan gemacht. Andrea ist los um bei Quixotic zu helfen und ich bin mit Jack von der High C's los, um einen der alten Moorings zu bergen. Nach einer kurzen Mittagspause ging es weiter mit der Überprüfung der verbleibenden Moorings. Die älteren, kurzen Pins sind alle rausgerissen! Ohne die neuen, langen Pins wären wohl alle Boote in der SavuSavu Marina an Land gespült worden – da haben wir letztes Monat wenigstens nicht umsonst gearbeitet wie die Wilden!
Aber selbst an den neuen, riesigen Pins ist der Sturm nicht spurlos vorüber gegangen. Alle großen Pins sind ziemlich nach Süden gezogen, der Pin von Last Unicorn und Viva la Vie sind sogar in der Mitte abgerissen! Bei Rainbow Shadow ist die Mooringkette gerissen! Es ist schon unglaublich, was da für Kräfte entstehen.
Das war mal eine Kirche
Das Notfallmanagement in der Region funktioniert übrigens überraschend gut, die Straßen waren nach einem Tag großteils wieder befahrbar, seit heute Abend haben wir auch wieder Strom, Telefon und Internet!
Auch die Wasserversorgung funktioniert wenigstens teilweise wieder.
Morgen werden wir den zweiten Anker wieder einholen und wieder ein paar ausgerissene Helix einsammeln – und übermorgen wird mir bestimmt auch nicht langweilig, da sollen die ersten Helix wieder reingeschraubt werden.

Quixotic & Guava Jelly2016-02-25 Die Tage fliegen vorbei und wir arbeiten von früh bis spät. Der Mensch ist ja anpassungsfähig und so ist das Chaos inzwischen zur Routine geworden. Das Chaos wird dann aufgeteilt in lauter kleine Aufgaben die man nacheinander angeht – damit wird das Ganze wieder überschaubar. Immer einen kleinen Schritt nach dem anderen. Hier mit dem Hebesack 2 Anker aus dem Schlamm ziehen, dort ein Unterwasserschiff auf Lecks untersuchen, als nächstes auf einem Schiff eine Bilgenpumpe installiert, dann wieder alte Mooringteile einsammeln, Alarmsysteme einbauen um Plünderer zu erschrecken, Bergepläne austüfteln, …..
Alchimist
Langsam bin ich ziemlich geschlaucht, aber irgendwie geht es immer weiter.
Inzwischen bin ich auch sehr froh, daß wir den Sturm zu Silvester hatten! Ohne diese Vorwarnung und unsere Verstärkungen an den Moorings würden jetzt noch viel mehr Schiffe am Strand liegen. Da sieht man es wieder, alles hat immer zwei Seiten und im Nachhinein betrachtet hat uns dieser Silvestersturm vor einem viel größerem Problem bewahrt.


5 Kommentare:

  1. Haltet euch gut fest!!!! Liebe Grüße von Karin und Angela

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  2. Das war ja wohl ein Monster welches Euch da getroffen hat. Ich versuche seit 2 Tagen euch zu erreichen, ich hoffe ihr habt es heil überstanden. Gebt mal laut!
    Bertel

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  3. Hallo Ihr beiden. Interessanter Bericht. Toll geschrieben. Wir sind froh, dass uns so ein Ding nicht im letzten Jahr erwischt hat und wir jetzt in Down Under sind, wo wir hoffentlich von Vergleichbarem verschont bleiben. Alle Achtung für Eure guten Vorbereitungen. Wir wünschen Euch Zutrauen und Durchhaltevermögen für die Aufräumarbeiten. Es gibt sicherlich viel zu tun.
    Liebe Grüße aus Tasmanien, Christine und Ronald
    www.gipsy4.blogspot.com

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  4. Hallo, wir haben euren Blog von Herbert Kaschowitz erhalten und haben mit entsetzen euren Sturmbericht gelesen. Wir, das sind Hannes, Lydia u. Robin von der österreichischen SY Blue Lilly. Wir sind im April 2015 in Monfalcone gestartet und sind zur Zeit noch in der Karibik. Werden dann wenn alles klappt im Dezember 2016 od. Jänner 2017 durch den Panamakanal gehen. Dann wollen wir weiter in Richtung Marquesas. Wir hoffen ihr könnt eure Reise ohne weitere Schäden und mit guten Wind und Wetter fortsetzen, wir werden euch auf alle Fälle online verfolgen. Beste Grüße von SY Blue Lilly (www.bluelilly.at)

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  5. Hallo liebe Andrea und Heinz, wir haben euch täglich gelesen und mit euch allen gezittert! Ihr habt einen guten Job gemacht im Vorfeld! Wir wünschen euch die Kraft und Zuversicht für die bevorstehenden Arbeiten und das wieder Frieden nach Fiji eingekehrt!
    LG aus Indonesien/ Belitong, zZ eingeweht und Beulenpest :-)
    Conny und Wolfgang

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